13.01.2025 | Bericht
„Langsam wird die Helfende Hand volljährig“ – so ordnete Bundesministerin Nancy Faeser die lange Tradition der nun 16. Verleihung des Förderpreises „Helfende Hand“ ein. Dieser wurde 2009 ins Leben gerufen, um das ehrenamtliche Engagement im Bevölkerungsschutz auszuzeichnen. Eine Tradition, die auch dieses Mal mehr war, als eine Preisverleihung. Denn der persönliche Austausch zwischen den Nominierten und den Köpfen der Hilfsorganisationen über Projekte und Ideen bildete auch in diesem Jahr den lebendigen Rahmen der Gala im Dienstgebäude des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI).
Mit an die 120 Teilnehmenden war der Saal prall gefüllt, als das Berliner Trio „Stand Arts“ mit einem Stil-Mix von Bossa Nova bis zu Chanson den festlichen Part begleitete – ein musikalischer Spiegel der Vielfalt des Ehrenamts im Bevölkerungsschutz. Moderatorin Susanne Schöne konnte bereits in ihrer Begrüßung einen Rekord vermelden: Mit 640 Einreichungen haben sich in diesem Jahr mehr Projekte um einen der Preise beworben als je zuvor. Das bedeutete zunächst viel Arbeit für die Jury, die die schwierige Aufgabe zu bewältigen hatte, würdige Nominierte und schließlich Preisträger auszuwählen. Vor allem bedeutete es aber für die anwesenden Nominierten im Saal, bereits Hunderte anderer Bewerbungen hinter sich gelassen zu haben, so dass sich, wie es Susanne Schöne einordnete, alle, die es nach Berlin geschafft haben, bereits vor der Verleihung als Siegerprojekte verstehen konnten.
Gastgeberin Nancy Faeser erinnerte an die gestiegene Bedeutung des Bevölkerungsschutzes in Deutschland, getrieben von Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutschen als Folgen der Klimakrise auf der einen Seite und Krieg mitten in Europa auf der anderen. Dieser möge allen eine Mahnung sein, „unser Land resilienter zu machen“. „Wir haben uns zu sicher gefühlt“, fasste die Bundesministerin die Bedrohungslage zusammen. „Auch unsere starke Gesellschaft ist verwundbar“. Um dem entgegen zu wirken, wurden etwa im Bereich des Warnsystems erhebliche Investitionen getätigt, doch auch unmittelbare Verbesserungen für die zahlreichen Ehrenamtlichen seien notwendig. Dies wurde etwa durch Berücksichtigung bei Rentenansprüchen, aber auch durch Strafverschärfungen für Angriffe auf Helferinnen und Helfer bereits umgesetzt. Auch der jährliche Bevölkerungsschutztag sowie das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz, getragen von diversen Akteuren auf Bundes- und Landesebene, sind in den Augen der Bundesministerin Beispiele für die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes.
Erfolgsfaktor Kooperation
Das Kooperationsprinzip verschiedener Organisationen, wie sie das Kompetenzzentrum auszeichnet, bildete in der Folge auch den roten Faden für viele Projekte, die mit der Helfenden Hand ausgezeichnet wurden. So wurden auffällig viele Projekte von mehreren Akteuren gemeinsam aufgesetzt. Dabei reichten einige Partnerschaften über den Kreis der klassischen Hilfsorganisationen hinaus. So ging der Dritte Platz in der Kategorie „Innovative Konzepte“ an das Projekt „Notläuten“, wo das Glockenläuten von sechs evangelischen und katholischen Kirchen Lücken im lokalen Sirenennetz füllt und so hilft, im Ernstfall die Bevölkerung auf eine Sondersituation aufmerksam zu machen. Möglich wurde das durch die kreative Kooperation des örtlichen Katastrophenschutzes mit den Kirchengemeinden.
Im Kreis Plön haben sich gleich sechs Organisationen (ASB, DLRG, DRK, FFW, JUH und THW) zusammengetan, um Kita- und Schulkindern die Arbeit in Blaulichtorganisationen nahezubringen. So konnten sie den Kindern und Jugendlichen lebensnahe Erfahrungen vermitteln, individuell zugeschnitten auf die jeweilige Bildungseinrichtung, vom Teddykrankenhaus bis zum Pflasterführerschein. Lohn der Arbeit für das „Blaulichtprojekt“ war eine Vielzahl von Interessenten für den Einstieg ins Ehrenamt – und der erste Platz in der Kategorie „Nachwuchsarbeit“. Auch der Sieger in der Kategorie „Unterstützung des Ehrenamtes“ hat ein breites Netzwerk eingebunden: Die Servicestelle Ehrenamt beim Landratsamt Würzburg hat für ihre Zusammenarbeit mit ASB, DLRG, DRK, FFW, JUH, MHD, THW und anderen den markanten Namen „FEEL FR.E.E.“ ersonnen, um den Leitsatz von freiwillig, ehrenamtlich und engagiert zusammenzufassen. Das Projekt hat bisher 570 junge Menschen motivieren können, während eines Schuljahres in die Strukturen und Arbeitsweisen im ehrenamtlichen Bevölkerungsschutz hineinzuschnuppern.
Ein neues Bild boten auch die Gewinner des Dritten Preises in der Kategorie „Unterstützung des Ehrenamtes“. Denn die Reservistenkameradschaft Dormagen nahm ihren Preis für ihr Engagement beim Deichschutz im Bundeswehr-Feldanzug entgegen. Eine Motivation für Ehrenamtler jenseits der klassischen Organisationen im Zivil- und Katastrophenschutz, sich um die Helfende Hand zu bewerben. Auch der Publikumspreis, über den nicht die Jury, sondern über die Website abgegebene Stimmen entschieden haben, ging an ein Gemeinschaftsprojekt: den „Aktionstag Katastrophenschutz“ an 40 Schulen, getragen von ASB, DFV/FFW, DLRG, DRK, JUH, MHD und THW. Auf der Bühne lüfteten die froh gestimmten Organisatoren das Geheimnis ihres Erfolges – sie hätten für diesen Erfolg um Stimmen aus ganz Baden-Württemberg geworben.
Den Abschluss des Festaktes bildete der für viele vielleicht wichtigste Teil: Der persönliche Austausch von Projekt zu Projekt, um sich inspirieren zu lassen und Verbindungen über Regionen und Organisationen hinweg zu knüpfen. So wurden teilweise schon erste Projektideen für die nächste Helfende Hand diskutiert.
Eine Beschreibung aller ausgezeichneten Projekte findet sich hier.