23.04.2025 | Fachbeitrag
Was bewegt Menschen dazu, sich ehrenamtlich im Zivil- und Katastrophenschutz zu engagieren? Was wünschen sie sich von Staat und Gesellschaft? Wie ist es um die Einsatzorganisationen bestellt? Neueste Studienergebnisse bieten spannende Einblicke sowohl aus dem Blickwinkel der Ehrenamtlichen als auch der Organisationen, in denen sie sich engagieren.
Der Anteil der Gesamtbevölkerung, der sich im Zivil- und Katastrophenschutz engagiert, liegt in Deutschland konstant bei rund drei Prozent der Wohnbevölkerung – etwa 1,76 Millionen Menschen ab 18 Jahren üben demnach ein Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz aus. Die stärksten drei Motive, die jeweils mehr als 90% der Befragten für ihr Engagement nannten, waren der Wunsch anderen zu helfen, etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun und der Spaß an der Sache. Zwei Drittel der Engagierten gaben an, dafür wöchentlich zwischen zwei bis fünf Stunden aufzubringen, das andere Drittel investiert sogar mehr Zeit ins Ehrenamt. Zu 90% fließt diese Zeit in praktische Arbeiten und zu rund 80% in persönliche Hilfeleistungen.
Größeres Krisenbewusstsein, größerer Kräftebedarf
Niemand will sich mehr engagieren? Nicht ganz – Die operativ tätigen Einsatzorganisationen im Zivil- und Katastrophenschutz* verzeichneten unter allen zivilgesellschaftlichen Organisationen die größte Mitgliedersteigerung und den geringsten Mitgliederschwund. Möglicherweise weckt ein wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein für die aktuellen Bedrohungslagen vermehrt den Wunsch, zu helfen – aber: nur ein Drittel der operativ tätigen Organisationen gibt an, über ausreichend Mitglieder zu verfügen, um alle Aufgaben zufriedenstellend zu erledigen. Auch dies könnte möglicherweise Folge der steigenden Anforderungen sein.
Starker Zusammenhalt, sozial durchmischt
Während die kulturelle und geschlechtliche Diversität im Ehrenamt im Bevölkerungsschutz eher gemächlich wächst, zeichnet es sich traditionell durch eine hohe Durchmischung der Bildungsabschlüsse aus. Die meisten der knapp zwei Millionen Ehrenamtlichen haben die Mittlere Reife (35%), gefolgt von der Gruppe mit (Fach)-Abitur oder Berufsschulabschluss (30%) und schließlich die Gruppe mit Hauptschulabschluss (27%) sowie Schülerinnen und Schülern, die acht Prozent ausmachen. Das Ehrenamt ist also ein echter sozialer Schmelztiegel. Mögen die individuellen Biografien auch unterschiedlich sein, alle eint der Wunsch, anderen Personen in Notlagen zu helfen. Dementsprechend verstehen vier von fünf Befragten ihre Hilfsorganisation als Gemeinschaft Gleichgesinnter, die sich nicht nur gegenseitig Halt gibt, sondern auch gemeinsame Werte vertritt. Sieben von zehn Organisationen habe diese Werte bereits in Form von Leitlinien für Demokratie und Vielfalt veröffentlicht.
Lokale Verankerung, bundesweite Verantwortung
Helfen lässt sich überall, aber logischerweise packt man erst mal vor der eigenen Haustür an. Vier von fünf operativen Hilfsorganisationen sind unmittelbar vor Ort, also in ihrer Gemeinde, aktiv. Knapp die Hälfte gibt an, auch überregional in Einsätze gegangen zu sein, vor allem bei der Bewältigung von Großeinsätzen. Dementsprechend verfügt das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz über ein vergleichsweise überdurchschnittlich ausgeprägtes Selbstverständnis als Dienstleister für die Gesellschaft und sieht sich in einem partnerschaftlichen Verhältnis mit dem Staat. 17 von 20 Befragten sehen eine klare Aufgabenteilung – den Staat in Finanzverantwortung und sich in der Umsetzungsverantwortung. Um dieser Verantwortung besser gerecht zu werden, wünschen sich mehr als die Hälfte der Befragten mehr Unterstützung bei der Bereitstellung geeigneter Räume und Mittel für die eigene Arbeit. Wovon die Befragten gerne weniger hätten, ist Bürokratie bei der Erstattung von Kosten, die bei der Ausübung des Ehrenamts entstehen (47%).
Fazit
Das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz bringt Menschen zusammen, die Freude daran haben, in der Gemeinschaft zu helfen und sich dabei nicht scheuen, kräftig anzupacken. Egal ob Feuerwehren, THW oder Hilfsorganisationen – für jede und jeden gibt es sinnvolle Tätigkeiten, die zu den eigenen Wünschen und Interessen passen.
Neugierig geworden? Dann wirf doch einen Blick auf unsere interaktive Karte und finde deinen Weg ins Ehrenamt:
https://mit-dir-fuer-uns-alle.de/standorte-finden/
*Mit „operativ tätigen Organisationen“ sind hier die 5 privaten Hilfsorganisationen DRK, DLRG, JUH, ASB & MHD gemeint. THW und Freiwillige Feuerwehren fallen nicht unter diesen Begriff, da sie als Organisationen in Trägerschaft des Bundes, bzw. der Kommunen nicht in der der Untersuchung zugrundeliegenden Vereinsliste erfasst sind.