21.11.2024 | Interviews
Wenn in Deutschland in großem Umfang Menschenleben, die Umwelt, privates Eigentum oder wichtige öffentliche Einrichtungen gefährdet sind, kommen in der Regel viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus dem Katastrophenschutz zum Einsatz. Sie wurden speziell ausgebildet, um ihre Mitmenschen in Notsituationen zu unterstützen. Doch neben dem Katastrophenschutz gewinnt auch der Zivilschutz immer mehr an Bedeutung. Was dieser Begriff bedeutet und warum auch hier ehrenamtliche Mitarbeit so wichtig ist, erklärt Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Herr Tiesler, welche Aufgaben hat der Zivilschutz in Deutschland?
„Im Kern beinhaltet der Zivilschutz alle nicht-militärischen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor kriegerischen Einwirkungen. Darunter fallen zum Beispiel die Warnung der Bevölkerung vor Bedrohungen, die Evakuierung und Betreuung von Betroffenen, die Versorgung von Verletzten, die Instandhaltung von Wasserwerken, Strom- und Telekommunikationsleitungen.“
Wie haben sich die Anforderungen an den Zivilschutz in den letzten Jahren verändert?
„Bisher lag der Fokus eher auf dem Katastrophenschutz. Diese Aufgabe obliegt den Ländern, wir als Bundesbehörde unterstützen und ergänzen hier. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat sich aber unsere Bedrohungslage grundsätzlich verändert, und damit auch die Bedeutung des Zivilschutzes. Wir bereiten uns nun verstärkt darauf vor, im Falle eines Angriffs auf uns oder unsere Verbündeten handlungsfähig zu sein und die Grundlagen unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft zu schützen und zu verteidigen.“
Welche Rolle spielt das Ehrenamt für den Zivilschutz?
„Mehr als 90% aller Einsätze im Katastrophenschutz werden durch Ehrenamtliche geleistet. Diese Helferinnen und Helfer tragen auch im Bündnis- oder sogar im Verteidigungsfall zu einem großen Teil zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Infrastruktur bei. Das klingt jetzt erstmal sehr abstrakt, aber in den meisten Fällen werden die Freiwilligen dann das Gleiche tun wie auch im Katastrophenfall: Sie löschen Brände, sie versorgen Verwundete oder leisten technische Hilfe. Ich glaube, die Rolle des Ehrenamts gerade im Zivilschutz kann nicht genug betont werden.“
Welche Aufgaben können Bürgerinnen und Bürger im Zivilschutz übernehmen?
„Zunächst einmal ist es wichtig, dass jeder Bürger und jede Bürgerin weiß, was er oder sie im Fall einer Notlage tun kann, um sich selbst, Freunden, Familie und Nachbarn zu helfen. Und darüber hinaus kann man sich bei einer Hilfsorganisation, den Freiwilligen Feuerwehren oder beim Technischen Hilfswerk melden und sich ausbilden lassen. Die Tätigkeiten im Zivilschutz sind so vielfältig, wie das Leben selbst. Es muss deswegen nicht immer körperlich anstrengend oder auch risikoreich sein.“