28.11.2024 | Gastbeiträge
Wir haben es schon lange vermutet, jetzt ist es sogar wissenschaftlich bestätigt:
Ein Ehrenamt hilft nicht nur der Gesellschaft, sondern kann auch die eigene kognitive Leistungsfähigkeit verbessern. Zu diesem Schluss kommt auch ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Digitalen Demenzregisters Bayern (digiDEM Bayern). In einer systematischen Übersichtsarbeit hat das Team die Zusammenhänge zwischen ehrenamtlicher Tätigkeit und kognitiver Leistungsfähigkeit untersucht.
Hierfür analysierten die Forschenden insgesamt 14 Studien aus aller Welt, die zwischen 2017 und 2021 erschienen waren. Mit dabei waren Studien aus Korea, Taiwan, Brasilien, England, England/Schottland, Neuseeland, China, Japan und den USA. Die Forschenden der FAU kamen zu dem Schluss, dass neun der Studien auf einen positiven Zusammenhang zwischen Ehrenamt und Gehirnfunktionen hinweisen. Diese Funktionen umfassen zum Beispiel Wahrnehmung, Denken, Aufmerksamkeitsfähigkeit und Sprachvermögen. Allerdings ist sich die Wissenschaft uneins, ob sich die Häufigkeit des Engagements proportional auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt. Schließlich kann eine zu hohe Beanspruchung durch das Engagement zu Stress führen.
Die Ergebnisse der Studie sind besonders für die Prävention von Demenzerkrankungen relevant. Zwar sind die Ursachen einer Demenzerkrankung ebenso vielfältig wie komplex, jedoch gibt es auch Risikofaktoren, die veränderbar sind wie zum Beispiel Übergewicht oder Rauchen. Auch geringe Bildung kann die kognitive Reserve beeinflussen. Hier kann ein Ehrenamt gegensteuern – schließlich fordern ehrenamtliche Tätigkeiten das Gehirn und trainieren die kognitiven Fähigkeiten. So gilt es im Zivil-und Katastrophenschutz eine komplexe Situation schnell zu erkennen und eine zielgerichtete Lösung zu finden.
Ein Ehrenamt kann so das Risiko der Entwicklung kognitiver Defizite verhindern oder hinauszögern. Zwei der 14 untersuchten Studien haben sogar gezeigt, dass Menschen mit einem niedrigeren Bildungsniveau mehr von den Vorteilen des Ehrenamts für die kognitive Leistungsfähigkeit profitieren als Personen mit einem höheren Bildungsniveau.
Aber auch andere Risikofaktoren für Demenz werden durch ein Ehrenamt potentiell vermindert. Das Kameradschaftsgefühl in den Organisationen des Zivil- und Katastrophenschutzes gibt sozialen Halt und wirkt Isolation entgegen. Auch gibt es immer etwas zu tun, sodass körperlichen Inaktivität – ein weiterer Risikofaktor – effektiv vermieden wird. Es ist übrigens nie zu spät, das eigene Demenzrisiko zu senken. Die Studie zeigt, dass das Risiko für eine Demenzerkrankung auch noch in späteren Lebensabschnitten deutlich sinken kann, wenn (zum Beispiel durch ein Ehrenamt) mehrere Faktoren gleichzeitig reduziert werden. Dies ist gerade für Frauen relevant, da diese statistisch häufiger an einer Demenz erkranken.
Ein Garant dafür, ohne Demenz zu altern, ist ein Ehrenamt natürlich nicht. Darauf weist auch die Hauptautorin der Studie hin. So konnte nur ein positiver Effekt auf die kognitiven Fähigkeiten – nicht auf das Demenzrisiko – bestätigt werden. Für eine klare Prognose seien die Ergebnisse zu unterschiedlich gewesen. Wir sind uns aber trotzdem sicher, die vielseitigen Aufgaben eines Ehrenamtes im Zivil- und Katastrophenschutz halten Geist und Körper fit!
Wer mehr über die Studie erfahren möchte, kann das hier tun: https://www.fau.de/2023/07/news/wissenschaft/ehrenamt-staerkt-die-eigene-geistige-leistungsfaehigkeit/
Die Studie selbst ist im Journal of Multidisciplinary Healthcare erschienen.
Anne Keefer, Kathrin Steichele, Elmar Graessel, Hans-Ulrich Prokosch, Peter L Kolominsky-Rabas: Does Voluntary Work Contribute to Cognitive Performance? – An International Systematic Review