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Im Interview mit Niklas Rückborn: Wie passen Ehrenamt und Unternehmen zusammen? Magazin

Feuerwehrmann, Marketingspezialist – und zusammen mit seinem Team stolzer Preisträger des Förderpreises „Helfende Hand“ vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) : Im heutigen Gespräch verrät Niklas Rückborn uns, warum sein Arbeitgeber Dräger eine Kampagne für das Ehrenamt gestartet hat, mit welcher Idee sie die Jury des Förderpreises in der Kategorie „Unterstützung des Ehrenamtes“ überzeugen konnten und warum sich die Förderung ehrenamtlicher Arbeit für Unternehmen in jedem Fall lohnt. 

Porträt von Niklas Rückborn

Lieber Herr Rückborn, wie sind Sie zur Feuerwehr gekommen?
Ich war bereits mit neun Jahren Gründungsmitglied der Kinderfeuerwehr. Danach ging es weiter mit der Jugendfeuerwehr und mit 16 Jahren dann in die aktive Einsatzabteilung – quasi ein „zweites Leben“. Aktuell bin ich unter anderem Atemschutzgeräteträger, Maschinist und Mitglied einer landesweiten Spezialeinheit für Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung. Beruflich bin ich im Marketing für Feuerwehr und Behörden bei der Firma Dräger in Lübeck tätig. Wir stellen mit weltweit mehr als 16.000 Mitarbeitenden Produkte der Medizin- und Sicherheitstechnik her – beispielsweise für Krankenhaus und Rettungsdienst, für Bergbau und Industrie oder eben für die Feuerwehr.

Mit welcher Idee konnten Sie die Jury des Förderpreises überzeugen?
Dazu muss ich ein wenig ausholen: Im Bereich der Feuerwehr dreht sich viel um die „Interschutz“. Die Weltleitmesse für die Bereiche Feuerwehr, Rettungswesen und Bevölkerungsschutz findet alle fünf Jahre statt. In den zwei Jahren vor diesem Großereignis lag der Fokus eindeutig auf unseren Produktneuheiten, die wir während der Messe präsentiert haben. Wir möchten aber nicht nur unsere Produkte in den Markt bringen, sondern vielmehr unsere Kunden in ihrem täglichen Einsatz unterstützen. Wir wissen um die aktuelle und teilweise besorgniserregende Situation rund um die Feuerwehr.

Was genau meinen Sie?
Da wären zum Beispiel die Nachwuchsprobleme in den Freiwilligen Feuerwehren, aber auch die oftmals fehlenden finanziellen Mittel für einen eigenen Image-Videodreh, um neue Mitglieder zu werben. Gleichzeitig gibt es eine zunehmende Gewalt gegen Einsatzkräfte. All das hat uns dazu bewogen, eine Kampagne aufzusetzen. Sie soll die Feuerwehrkameraden und Feuerwehrkameradinnen ins Rampenlicht stellen. Unser Hauptziel war es, die Öffentlichkeit auf die wichtige Rolle der Feuerwehren, das Ehrenamt, aufmerksam zu machen und gleichzeitig eine Plattform zu bieten, auf der die Feuerwehren sich präsentieren und für ihre Arbeit werben können.

Und was haben Sie in Ihrer Firma konkret unternommen?
Wir haben passend zum Start der „Interschutz“ am 20. Juni 2022 die Kampagne „Dräger sucht Euch! Eure Leidenschaft im Rampenlicht!“ gestartet. Deren Kernidee: Die Feuerwehr und ihre Mitglieder durch die Darstellung ihrer Leidenschaft und ihres Engagements in den Vordergrund rücken. Wir haben eine Landingpage gelauncht und den Ehrenamtlichen zwei Fragen gestellt: „Warum bist Du bei der Feuerwehr?“ und „Was macht Deine Leidenschaft aus?“. Ihre Antworten konnten sie mitsamt Foto einreichen und somit in den Lostopf hüpfen.

Die Resonanz auf die Kampagne konnte sich auch sehen lassen, oder?
Ja! Die Kampagne lief insgesamt ein Dreivierteljahr, bis Februar 2023. In diesem Zeitraum sind 151 Bewerbungen eingegangen.

Wer hat den ersten Platz belegt – und mit welcher Story?
Es gab viele tolle Einreichungen. Den ersten Platz hat die Freiwillige Feuerwehr Grömitz gemacht. Sie hatten mit der Geschichte ihrer Befreiung aus der Pflichtfeuerwehr eine großartige Story eingesandt.

Aufnahme in Aktion von Niklas Rückborn

Was bedeutet denn „Pflichtfeuerwehr“?
Kommt eine Freiwillige Feuerwehr aufgrund mangelnder Mitgliederstärke nicht zustande – und kann in Folge dessen der Brandschutz nicht gewährleistet werden – werden Bürgerinnen und Bürger zum Feuerwehrdienst verpflichtet. Die Feuerwehr Grömitz hat es aber geschafft, sich relativ schnell, mit großem Zusammenhalt und verschiedenen Aktionen zur Mitgliedergewinnung aus dieser Pflichtfeuerwehr zu befreien – was wirklich Respekt verdient.

Und was war der erste Preis?
Ein professionelles Imagevideo: In diesem haben wir die Geschichte der Feuerwehr Grömitz nachgestellt – vom Einwurf des Briefes „Verpflichtungsbescheid Pflichtfeuerwehr“ durch einen Postboten bis hin zur Bildung einer coolen großen Truppe. Inzwischen hat das Video fast 40.000 Aufrufe auf YouTube, auch die Lokalpresse hat berichtet. So konnte viel Aufmerksamt für die Feuerwehr Grömitz generiert werden. Das hilft ihnen nicht nur bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Auch die Kameradinnen und Kameraden sind natürlich stolz auf das Ergebnis.

War das ein einmaliges Projekt zur Unterstützung des Ehrenamts von Dräger oder gab es weitere Aktionen?
Auf die Kampagne hatte sich auch eine Frauengruppe der Feuerwehr Marburg sehr eindrucksvoll beworben. Das haben wir zum Anlass genommen, das Thema Frauen bei der Feuerwehr – und die damit einhergehenden Vorurteile – zu thematisieren. Zu diesem Zweck haben wir Kurzvideos für Social Media gedreht. Ganz aktuell haben wir uns außerdem erneut dem Thema Nachwuchsförderung gewidmet. Im Juli hat die „XXIV. Internationale Jugendfeuerwehrbegegnung“ stattgefunden. Für dieses Event haben wir zusammen mit unterschiedlichsten Herstellern ein gemeinsames Sponsoring aufgesetzt.

Wo sehen Sie für Unternehmen die Vorteile, ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen – auch im eigenen Haus?
Ein Engagement für die Gesellschaft wirkt sich auch positiv auf die Unternehmenskultur aus. Schließlich werden Werte wie Empathie, Gemeinschaft und Solidarität betont. Und wer als Arbeitgeber das Ehrenamt seiner Mitarbeitenden unterstützt, bekommt das in meinen Augen auf vielfältige Art und Weise zurückbezahlt. Man denke zum Beispiel an eine erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung. Darüber hinaus bieten ehrenamtliche Aktivitäten wertvolle Möglichkeiten für Teambuilding und die Entwicklung von Führungsqualitäten. Insgesamt kann die Unterstützung von ehrenamtlicher Arbeit durch Unternehmen eine Win-Win-Situation darstellen, die sowohl der Gesellschaft als auch dem Unternehmen selbst zugutekommt. Es trägt zur sozialen Verantwortung des Unternehmens bei und stärkt die Gemeinschaft.