13.11.2023 | Bericht
Maximilian Gießelmann – DLRG
Die Gischt eines Flusses – und zentral ein Strömungsretter der DLRG. Das Foto von Maximilian Gießelmann ist ziemlich actionreich. Im Gespräch verrät uns der 28-Jährige, wer sich dort in die Fluten der Isar gestürzt hat, warum er selbst mit der Kamera dabei war und wie oft er den Auslöser drücken musste, um dieses Gewinnerfoto hervorzubringen. Kleiner Spoiler: Es waren mehr als einhundert Mal …
Im Wasser war Maximilian Gießelmann bereits früh in seinem Element: In der fünften Klasse startete er mit dem Schwimmtraining. Zu Zeiten des Abiturs wurde er bei der DLRG aktiv und kann inzwischen auf ein Jahrzehnt des ehrenamtlichen Engagements zurückblicken. Dabei deckt Maximilian viele Bereiche ab: als Trainer beim Schwimmunterricht, als Bootsführer, Strömungsretter, EHSH-Ausbilder (Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten) und nun auch als Gruppenführer. Doch wie kommt es, dass Maximilian bei all der Anziehung zum Wasser auch gut mit der Kamera umgehen kann?
Mehr als „nur“ Schwimmtrainer
Als studierter Medientechniker interessiert sich Maximilian auch für Fotografie. Er erzählt: „Da ich mich beruflich mit Druck- und Medientechnik beschäftige, habe ich schon mal das ein oder andere Projekt eingereicht.“ Bisher seien diese Einreichungen jedoch im Sande verlaufen – umso erfreuter war Maximilian, diesmal mit seinem Foto den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Doch wie ist es überhaupt zu der Einreichung gekommen? Die grundsätzliche Motivation, genau dieses Foto auszuwählen, erklärt Maximilian so: „In Geretsried kennt man uns vor allem als Schwimmtrainer aus den Hallenbädern. Das wollen wir ändern und mehr auch über unsere Wasserrettung wahrgenommen werden.“
Ein Foto wider jede Wahrscheinlichkeit
Was läge da näher, als ein spektakuläres Foto eines Strömungsretters einzureichen? Dass derartige Fotos zahlreich auf Maximilians Festplatte schlummern, war dem Zufall geschuldet – und zwar gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen hatte die DLRG 2021 eine Übung angesetzt. „Mit großen Anstrengungen und zusätzlichem Aufwand konnten wir diese trotz Corona stattfinden lassen“, erinnert sich Maximilian. Zum anderen hätte es das Gewinnerfoto nicht gegeben, hätte Maximilian selbst an der Übung teilgenommen. Doch dies war ihm verletzungsbedingt nicht möglich, weshalb er stattdessen zur Kamera griff: im Nachhinein ein echter Glücksfall.
Ein erfahrener Strömungsretter im Einsatz
Auch wenn man sich kaum vorstellen kann, wie ein solches Foto arrangiert sein sollte, stellt Maximilian klar: „Die Bilder sind natürlich nicht gestellt.“ Doch wie ist ein solcher Schnappschuss in voller Action möglich? Das funktioniert nur über die Wiederholung, macht Maximilian klar: „Ich habe noch etwa 200 andere Bilder von der Übung, die absolut nichts geworden sind.“ Auf dem Foto zu sehen ist übrigens der Technische Leiter Einsatz Bendikt Schrettenbrunner, ein erfahrener Strömungsretter. Dieser habe sich gefreut, dass das Foto so erfolgreich im Wettbewerb war, berichtet Maximilian. „Aber er steht nicht so gerne im Rampenlicht. Deshalb freut er sich vermutlich auch, dass er auf dem Bild nicht sooo gut zu erkennen ist“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Die Gefahr ist immer dabei
Wer das Bild betrachtet, kann sich vermutlich schwer vorstellen, der Aufgabe eines Strömungsretters gewachsen zu sein. Doch Maximilian meint: „Tatsächlich können wir fast jeden zum Strömungsretter ausbilden. Jedoch gehören eine gewisse körperliche Fitness und die richtige mentale Einstellung zu den wichtigsten Voraussetzungen.“ So würde das erste Erreichen der Einsatztauglichkeit beispielsweise regelmäßig anhand des Cooper-Tests gemessen, den manche vielleicht noch aus der Schule kennen. Was bleibt, ist immer ein gewisses Risiko: „Wir begeben uns regelmäßig in Gefahr. Damit muss man umgehen können.“
Wildwasser: Ignoranz kann tödlich sein
Doch das Bild löst beim Betrachter sicherlich nicht nur Respekt vor der Arbeit des Strömungsretters aus – denn auch die Urgewalt eines reißenden Flusses wird eindrucksvoll transportiert. Hier wird auf den ersten Blick klar, dass ein scheinbar harmloser Badetag am Fluss fatale Konsequenzen haben kann. Und genau diese Botschaft möchte Maximilian mit seinem Foto auch transportieren: „Wildflüsse sind gefährlich. Anders als Hallenbäder sind Wildflüsse unberechenbar. Jeder Jugendliche ist hier in Geretsried im Sommer an der Isar. Und es ist einfach wichtig zu wissen, was das Wasser mit einem machen kann.“
Das Foto schlägt Wellen – bis in die bayrische Landesregierung
Dank Maximilians Foto wissen jetzt viel mehr Menschen, in welche Gefahren man sich bei Wildflüssen begeben kann. Natürlich hat auch sein Engagement, möglichst viele Menschen zum Voten zu motivieren, noch einige Kreise gezogen. Wie er dabei vorgegangen ist? „Die DLRG stellt regelmäßig Rettungskräfte an der Küste. Auch ich bin schon ein paar Mal dabei gewesen. Ich habe also alle Rettungsmannschaften aus dieser Zeit angesprochen. Die haben dann wiederum ihre Ortsverbände aktiviert.“ Auch die Kommiliton:innen an der Uni hat Maximilian natürlich mit großer Freude informiert. Die Publicity hat sich bereits ausgezahlt, berichtet Maximilian: „Tatsächlich haben wir eine Anfrage des bayrischen Innenministeriums bekommen, ob sie das Foto für eine Broschüre verwenden dürfen.“
Sicherheit am Wasser ist das gemeinsame Ziel
Wer sich partout nicht vorstellen kann, in einen reißenden Fluss zu springen, für den gibt es natürlich andere Aufgaben bei der DLRG. Maximilian macht deutlich: „Es gibt noch so viele andere Tätigkeiten: Öffentlichkeitsarbeit, Jugendarbeit, Schwimmtrainer an Schulen und auch die vielen Verwaltungsaufgaben. Bei uns sind viele Rettungsschwimmer, aber nicht alle.“ So vielfältig die Tätigkeiten bei der DLRG auch sein mögen, ihnen allen liegt dieselbe Motivation zugrunde: Sicherheit am Wasser schaffen. Dieses Element verbindet die Ehrenamtlichen – über Altersgrenzen und andere Grenzen hinaus. „Man lernt viele spannende Menschen kennen, man findet im Verein Freunde, knüpft Kontakte und wird Teil einer großen Community mit dem gleichen Ziel“, beschreibt Maximilian sein „Ehrenamts-Gefühl“.
Maximilian ist mit seinem Gewinnerbild in den Ausstellungen „Held:innen von nebenan – Ehrenamtliche im Porträt“ in Kiel, Koblenz und Chemnitz zu sehen.