BBK-Fotowettbewerb: Die Sieger im Gespräch – Teil 1 Magazin

Ralf Kosse – THW

Unter dem Motto „Dein Foto für uns alle“ veranstaltete das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) einen Fotowettbewerb. Jeder durfte ein Foto einreichen – unter der Bedingung, dass dieses einen Bezug zum Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz aufweist. Von 134 eingereichten Fotos stellten sich die 20 besten Bilder online einem Community-Voting. Einer der Fotografierenden, die sich mit ihren Bildern durchgesetzt haben, ist Ralf Kosse. Er ist ehrenamtlich beim THW engagiert, sein Bild konnte über 4.000 Stimmen auf sich vereinen. Wir haben Ralf Kosse zum Gespräch getroffen – um ihn zu seinem Erfolg zu beglückwünschen und ein paar Hintergrundinformationen aus erster Hand zu erhalten.

Wir treffen Ralf online. Er befindet sich aktuell im Urlaub und empfängt uns aus seiner Ferienwohnung zum Gespräch. Den Urlaub kann er derzeit gut gebrauchen, denn in der Heimat steckt er mitten in den Renovierungsarbeiten seines Hauses. Auf den Fortschritt der Bauarbeiten angesprochen, antwortet er lachend: „Einer der Vorteile, THWler zu sein: Man lernt mit Bohrmaschine und Co. umzugehen. Wände aufstemmen, Estrich verlegen und einiges mehr werde ich wohl selber machen.“

Von Bergungsgerät bis Kamera
Ralf ist seit vielen Jahren ehrenamtlich beim THW tätig. Mit 12 Jahren startete er im Jahr 1991 in der Jugendgruppe des THW Gronau. 1997 absolvierte er seine Grundausbildung, später wurde er Truppführer in der „Zweiten Bergungsgruppe“. Einige Jahre später war er Truppführer in der „Fachgruppe Elektroversorgung“, ein Jahr lang stellte er vertretungsweise auch deren Gruppenführer. Seit 2017 ist er Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit des ungefähr 85 Personen starken Ortsverbands Gronau. Dafür begleitet er häufig Übungen und Einsätze „seines“ THW mit der Kamera. Im Umgang mit der Kamera ist er also geübt.

Wie kam es zum Gewinnerfoto?
„Ich hörte von dem BBK-Fotowettbewerb, als bei uns im Ortsverband die Pressemitteilung des BBK eingegangen ist.“ Ralf war sofort überzeugt davon, sein Glück zu versuchen. Eine Idee für die Einreichung war schnell gefunden: Das THW Gronau hatte vor einigen Monaten ein Shooting anlässlich des Muttertags veranstaltet. Damals sind ganz unterschiedliche Fotos für die Webseiten sowie die Facebookseite entstanden. Zwei Helferinnen, die bereits Mütter sind, wurden bei verschiedenen Szenarien fotografiert. Dabei ist auch das Gewinnerfoto entstanden, von dem Ralf sich ganz sicher war: „Das ist doch genau das Richtige für diesen Wettbewerb!“

Ein Ehrenamt für die ganze Familie
Auf dem Foto zu sehen: THW-Mitglied Melissa mit ihrer kleinen Tochter Rieke, die ein THW-T-Shirt, Helm und Stiefel anprobiert – alles noch ein wenig überdimensioniert für das Kleinkind, umso niedlicher wirkt die Szene. Auch Melissas Ehemann Torsten ist beim THW aktiv. „Und bei Rieke ist es vermutlich auch nur eine Frage der Zeit“, so Ralf, „die drei sind das beste Beispiel für Familien beim THW. Das gibt es nicht nur bei uns, sondern in vielen Ortsverbänden.“ Auch in vielen anderen ehrenamtlich aufgebauten Organisationen seien Familien keine Seltenheit. Man verbringe dort viel Zeit und oft finde man auch neue Freunde. Für einige wird das Ehrenamt sogar zu einer zweiten Heimat.

Kein Männerverein mit schwerem Gerät
Ralf berichtet, dass der Ortsverband in Gronau mit zwanzig Prozent Frauen eine überdurchschnittliche Frauenquote hat. Das spiegelt zwar das Verhältnis im Rest der Bevölkerung noch nicht wider, aber Ralf ist sich sicher, dass das THW die besten Voraussetzungen mitbringt, die Zahlen weiter zu erhöhen: „Da ist noch was zu holen! Das THW ist kein reiner Männerverein mit schwerem Gerät. Bei uns ist Frausein überhaupt kein Thema, die 50er Jahre sind längst vorbei. Bei uns fahren selbstverständlich auch die Helferinnen die richtig großen Lkw und stehen an der Seilwinde.“ Ralf ist überzeugt, dass die Gesellschaft in puncto Geschlechterparität noch Arbeit vor sich hat. Mit dem Einreichen des Fotos wollte er gewissermaßen mit gutem Beispiel vorangehen. „Und ich dachte: Fotos mit Kindern sind doch immer gut“, ergänzt er grinsend.

Ein knappes Rennen
Die Jury hat sich mit der Bewertung der Bilder wahrlich nicht leichtgetan. Insbesondere bei den oberen Plätzen waren die Punktabstände äußert knapp. Umso stolzer kann Ralf über den Erfolg seines Fotos sein – wobei es nach der Vorauswahl durch die Jury auch im Community-Voting überzeugen musste. Wie hat Ralf es geschafft, möglichst viele Menschen zur Abstimmung zu motivieren? „Ich habe erstmal Familie und Kollegen abgegrast und in alle WhatsApp-Gruppen geschrieben.“ Den Internetauftritt seines THW-Ortsverbandes Gronau habe er bewusst nicht als Werbeplattform verwendet: „Das fand ich unfair. Es ging ja schließlich um mich als Fotograf und nicht um mich als THWler.“

Gronau geht viral
Aber es gebe zwei Facebook-Gruppen für die Stadt Gronau. Dort habe er das Foto gepostet. Vor dem Post waren es zwei- bis dreihundert Stimmen – nicht mal eine Stunde nach dem Post waren es 1.200. Ralf freut sich noch heute über diesen Erfolg: „Es wurde gevotet, was das Zeug hält. Hier haben alle Gronauer zusammengehalten und sich gegenseitig angestachelt, noch mehr Stimmen zu bekommen.“ Hat sich der Erfolg im Internet auch schon in der analogen Welt bemerkbar gemacht? „Torsten, Melissas Mann, hat mir neulich erzählt, er wurde bei der Arbeit schon darauf angesprochen. Mensch, auf dem Foto, das ist doch deine Frau, oder?“

Alle können helfen
Zum Ende des Gesprächs fragen wir Ralf, ob er noch eine Botschaft für die Leserinnen und Leser habe. Seine prompte Antwort: „Ich habe es immer als sehr hilfreich empfunden, Menschen mit verschiedenen Denkweisen und Hintergründen im Team zu haben. Es gibt im THW viel mehr Aufgaben, als nur schwere Maschinen und Trennschleifer zu bedienen. Das Ehrenamt kann eine Heimat für einfach jeden sein. Und jeder kann helfen.