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    Im Interview mit Dirk Schwindenhammer

    Heute im Interview: Dirk Schwindenhammer aus Plaidt. Unser heutiger Gesprächspartner: Dirk Schwindenhammer. Er war dabei, als die Freiwillige Feuerwehr und das Maschinenbauunternehmen Durwen aus Plaidt 2018 mit dem Förderpreis der „Helfenden Hand“ in der Kategorie „Unterstützung des Ehrenamtes“ ausgezeichnet wurden. Der Preis wird jedes Jahr vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) in mehreren Kategorien vergeben, um die verschiedenen Aspekte des Bevölkerungsschutzes hervorzuheben. Zeit nachzufragen, wie es dazu kam, was seitdem passiert ist – und was andere Feuerwehren von der Kooperation aus Rheinland-Pfalz lernen können. Lieber Herr Schwindenhammer, Sie sind Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Plaidt. Was bedeutet das konkret? Dirk Schwindenhammer: Dazu muss man wissen: Wir sind hier in Rheinland-Pfalz eine Verbandsgemeinde, die aus fünf Orten besteht. Die Verbandsgemeinde ist zuständig für die Feuerwehr und unterhält in jedem Ort eine Löscheinheit. Und jede dieser Einheiten hat einen „Chef“: Für die Feuerwehr Plaidt übernehme ich als Wehrführer dieses Amt. Mit 6.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sind wir die größte Gemeinde in der Pellenz. Als Chef müssen Sie auch dafür sorgen, dass genügend „Personal“ zur Verfügung steht. Doch das ist insbesondere in der Tagesbereitschaft schwierig. Warum? Dirk Schwindenhammer: Dieses Thema betrifft alle Rettungsorganisationen. Früher haben die Leute häufig in einem Ort gelebt und gearbeitet. Inzwischen arbeiten sie meist nicht mehr dort, wo sie wohnen – und je weniger Unternehmen in einem Ort ansässig sind, desto drastischer ist die Lage natürlich. Durch diese Entwicklung hat man tagsüber immer Probleme, ausreichend Leute für Einsätze zur Verfügung zu haben. Dabei muss ich meine Einsatzbereitschaft 365 Tage, 24 Stunden am Tag sicherstellen – wir müssen innerhalb von zirka zehn Minuten wirksame Hilfe an der Einsatzstelle leisten. Dabei hat die Verbandsgemeinde die Pflicht, eine funktionierende Feuerwehr aufzustellen. Also mussten wir uns damals Gedanken machen, wie wir das weiterhin schaffen … Und hier kommt die Idee mit der Firma Durwen ins Spiel! Dirk Schwindenhammer: Zwei unserer Feuerwehrleute haben bei Durwen gearbeitet. Die Firma Durwen ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das Anbaugeräte für Gabelstapler herstellt und weltweit vertreibt. Die Firma ist in den letzten Jahren stark gewachsen und hat inzwischen 260 Mitarbeitende. Die Kameraden sagten damals zu mir: „Mensch, unter den Mitarbeitenden gibt es doch auch Feuerwehrleute – die kommen zwar aus einem anderen Ort, aber eigentlich müsste man die doch mal fragen, ob die nicht tagsüber bei uns mitmachen wollen.“ Das hielt ich direkt für eine gute Idee und habe die beiden gebeten, einmal herumzufragen, wer Interesse hätte. Und dann kamen sie wieder auf mich zu und meinten, dass zehn Leute sich das vorstellen könnten! Das sind ziemlich viele auf einen Schlag! Dirk Schwindenhammer: Ja, die Idee klang zwar erstmal toll, aber das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Firma, wenn auf einmal zehn Leute fehlen, weil sie zu einem Einsatz müssen. Ich habe mich dann an ein Konzept gemacht, wie das Ganze funktionieren könnte und direkt den Bürgermeister involviert. In dem Konzept steht natürlich auch, dass die Lohnkosten von der Verbandsgemeinde ersetzt werden – das ist gesetzlich vorgeschrieben. Dann haben wir den Geschäftsführer der Firma Durwen, Klaus Durwen, eingeladen, um ihm den Vorschlag zu unterbreiten. Der hat mit der Feuerwehr zwar gar nichts am Hut, hat aber trotzdem sofort gesagt, er fände das total toll und wäre dabei. Wir mussten gar nicht lange diskutieren, er war direkt mit an Bord! Und wie sah die Umsetzung innerhalb der Firma aus? Dirk Schwindenhammer: Einmal im Monat trainieren die Mitarbeitenden der Firma während der Arbeitszeit. Die Verbandsgemeinde hat sogar ein Mannschaftstransportfahrzeug dort stationiert, mit dem die Mitarbeitenden der Firma Durwen bei Einsätzen gesammelt zum Feuerwehrhaus fahren können. Interessant war außerdem, dass sich damals sogar Leute gemeldet haben, die gar nichts mit der Feuerwehr zu tun hatten. Das war eine tolle Sache. Die mussten natürlich erstmal eine Ausbildung durchlaufen, um mitmachen zu können. Aber das sind alles Leute, die heute noch aktiv dabei sind. Die ganze Geschichte hat also eine ganz tolle Entwicklung genommen – die bis heute anhält. Und es gibt auch den Aspekt, dass junge Menschen aufgrund der Feuerwehr auf die Firma Durwen aufmerksam geworden sind und dort ihre Ausbildung gemacht haben. Also gibt es auch Vorteile für die Firma aus Ihrer Sicht? Dirk Schwindenhammer: Natürlich muss man den administrativen und koordinativen Extra-Aufwand sehen, den die Firma betreibt. Aber dass Leute aufgrund der Feuerwehr zur Firma Durwen gekommen sind, war kein Einzelfall. Zudem profitiert die Firma auch davon, ausgebildete Feuerwehrleute, sprich ausgebildete Ersthelfer, im Team zu haben – betriebliche Ersthelfer sind schließlich Pflicht. Würden Sie Ihr Vorgehen auch als Blaupause für andere Feuerwehren sehen – vielleicht insbesondere im ländlichen Raum? Dirk Schwindenhammer: Ich würde sagen, das kommt immer darauf an – es kann funktionieren, muss aber nicht. Bei uns war es wirklich ein Glücksfall, dass alles so gut zusammengepasst hat. Der Bürgermeister hatte damals ein sehr offenes Ohr für die Belange der Feuerwehr und die Verbandsgemeinde trägt die Kosten für die Übungen im Betrieb und unser Mannschaftstransportfahrzeug, das ist auch nicht selbstverständlich. Also braucht es für die Feuerwehren eher individuelle Lösungen? Dirk Schwindenhammer: Mir ist wichtig zu betonen: Man muss einfach etwas tun, man muss sich etwas einfallen lassen! Wir haben in den letzten Jahren wirklich viel unternommen, und das nicht nur bei der Tagesbereitschaft. Zum Beispiel haben wir letztes Jahr eine Bambini-Gruppe für Kinder von 6 bis 10 Jahren gegründet. Vorher konnte man erst mit 10 Jahren bei der Jugendfeuerwehr anfangen. Zu diesem Zeitpunkt haben aber die meisten Kinder schon ein anderes Hobby und keine Zeit mehr für die Feuerwehr. Außerdem haben wir uns Gedanken über ein ordentliches Onboarding inklusive Informationsmappe gemacht. Hinzu kommt unser Buddy-System, damit die Neuen – wenn sie das denn möchten – ein wenig an die Hand genommen werden. Man muss sich einfach etwas einfallen lassen, um neue Menschen für die Feuerwehr zu gewinnen! Bildnachweise: Dirk Schwindenhammer
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  • | Fachbeitrag

    Erste Hilfe plus Selbstschutz: So wird die Bevölkerung resilienter

    Wiederbelebung, stabile Seitenlage, Wundversorgung: Die meisten Menschen haben schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Für den Führerschein sowie für betriebliche Ersthelfer ist er verpflichtend. Inzwischen haben in Deutschland aber auch  über 400.000 Menschen einen EHSH-Kurs der BABZ, der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung des BBK, absolviert. Im Fokus steht die Frage: Wie können verschiedene Bevölkerungsgruppen eine optimale private Vorsorge treffen – auch für den Fall, dass eine Situation über die alltägliche Gefahrensituation hinausgeht? EHSH steht für „Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe mit Selbstschutzinhalten“ – doch das hier vermittelte Wissen geht weit über einen einfachen Erste-Hilfe-Kurs hinaus. Zwar ist es gut, wenn möglichst viele Menschen wissen, was zu tun ist, wenn es zu akuten medizinischen Notfällen oder Unfällen kommt. Doch Teilnehmende der EHSH-Kurse lernen auch, wie sie Selbstschutz effizient in die Praxis umzusetzen – und wie wichtig dabei die eigene, individuelle Vorsorge ist. Warum ist Selbstschutz wichtig? Selbstschutz bedeutet: Lernen, sich selbst und anderen in außergewöhnlichen Notlagen zu helfen – und zwar so lange, bis professionelle Hilfe eintrifft. Das kann beispielsweise bei einem Hochwasser, Starkregen oder in einem Zivilschutzfall wichtig werden. Doch wäre es nicht schlauer, nach dem Leisten der Ersten Hilfe auf das Eintreffen der Profis zu warten? Frank Meurer, kommissarischer Leiter der BABZ, macht deutlich: „Bei Großschadensereignissen oder Katastrophen sowie im Zivilschutzfall kann es sehr viel länger dauern als in alltäglichen Erste-Hilfe-Situationen, bis staatlich organisierte Hilfe eintrifft. In diesem Zeitraum sind betroffene Menschen auf sich allein gestellt. Deshalb ist es wichtig zu lernen, wie man sich selbst schützen und sich gegenseitig helfen kann! Dazu gehört insbesondere die eigene private Vorsorge.“ Für jede Zielgruppe das passende Programm Die fünf großen deutschen Hilfsorganisationen – ASB, DLRG, DRK, JUH und MHD – bieten die EHSH-Kurse für unterschiedliche Zielgruppen an. Dazu zählen Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Seniorinnen und Senioren, Pflegende, Menschen mit Migrationshintergrund, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte mit Multiplikatorenfunktion. Frank Meurer berichtet: „Wir wollen alle Zielgruppen passgenau ansprechen und ausbilden. Mit den insgesamt sieben verschiedenen Modulen möchten wir zuallererst besonders vulnerable Gruppen der ‚breiten Bevölkerung‘ bestmöglich erreichen. Jedes Modul setzt einen anderen Schwerpunkt. Manche Module eignen sich für mehrere Zielgruppen, andere sind speziell auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten und manche Module lassen sich auch miteinander kombinieren.“ Lernen, worauf es in Notlagen ankommt Ein Modul heißt zum Beispiel „Vorbeugung und Reaktion in Notlagen“. In diesem lernen die Teilnehmenden die Maßnahmen kennen, auf die es bei der persönlichen Notfallvorsorge ankommt. Dazu gehört unter anderem, einen Vorrat an Essen, Trinken und relevanten Medikamenten anzulegen, einen Notfall-Rucksack zu packen oder sich auf einen längeren Stromausfall vorzubereiten. Auch andere mögliche Probleme rund um das eigene Heim werden besprochen, beispielsweise ein Heizungsausfall oder geeignete bauliche Sicherungsmaßnahmen. Eine weitere Fragestellung des Kurses: Wie kommuniziere ich, wenn der Strom weg ist? Und wie komme ich an Informationen? Dieser Kurs richtet sich an Jugendliche/junge Erwachsene, (junge) Familien sowie Seniorinnen und Senioren. Dieselben Zielgruppen können auch die Module „Medizinische Erstversorgung“ sowie „Betreuung von Hilfebedürftigen mit Pflegebedarf“ belegen. In ersterem lernen sie über die „normale“ Erste Hilfe hinausgehende Maßnahmen, zum Beispiel die Ruhigstellung von Knochen- und Gelenkverletzungen oder behelfsmäßiges Tragen. Letzteres vermittelt Kenntnisse in der pflegerischen Unterstützung im persönlichen Umfeld, zum Beispiel in der Nachbarschaft oder bei Angehörigen.   Selbstschutz in allen Lebenslagen Etwas „spezieller“ geht es in den Modulen „Selbsthilfe für Pflegende“, „Menschen mit Migrationshintergrund“ sowie „Förderung Selbstschutz in Unternehmen, Behörden, Institutionen“ zu. Wie der Name der Module bereits verrät, richten sie sich explizit an Pflegende, Menschen mit Migrationsgeschichte bzw. an Entscheidungstragende und Meinungsbildende aus Unternehmen, Behörden oder Institutionen. Wozu braucht es nochmals diese Unterteilung? Frank Meurer erklärt: „Wir wollen genau die Inhalte vermitteln, die die Menschen brauchen. Wer zum Beispiel einen Menschen pflegt, muss in Krisensituationen ganz anders handeln – und auch anders vorsorgen. In dem Modul für Menschen mit Migrationsgeschichte gehen wir auch auf kulturelle Besonderheiten in Deutschland ein – zum Beispiel die Selbstverständlichkeit der Ersten Hilfe oder den Umgang mit Nähe und Distanz.“ Die Führungspersönlichkeiten aus Unternehmen, Organisationen oder Behörden erlangen in ihrem Modul ein Bewusstsein für ihre Rolle als Multiplikatorinnen oder Multiplikatoren und Entscheidende. Es wird vermittelt, dass sie in ihrer Rolle einen ganz besonderen Beitrag im Rahmen des Bevölkerungsschutzes leisten können. Denn sie tragen nicht nur die Verantwortung für ihre Institution und Mitarbeitenden, die es für Selbstschutz zu motivieren gilt – sondern auch für die Gesellschaft im Allgemeinen.  Sie können im EHSH-Modul lernen, Gefährdungspotenziale für die im Umfeld lebende Bevölkerung zu minimieren und in außergewöhnlichen Notlagen einen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung zu leisten. Darüber hinaus sorgt beispielsweise ein resilienter Betrieb dafür, die Wirtschaftsleistung auch in Krisen aufrecht zu erhalten – und ist somit auch im sicherheitspolitischen Kontext von großer Bedeutung. Sicherheit für Kinder    Für Kinder gibt es ein Extra-Modul namens „Sicherheit und Erste Hilfe für Kinder“. Kinder zwischen 3 und 10 Jahren lernen hier auf spielerische Art in zwei Mal 45 Minuten, wie sie mit gefährlichen Situationen umgehen und was sie in Notlagen tun können. So lernen sie das richtige Verhalten bei Unwetter, Starkregen, Hochwasser, einem Brand oder einem längeren Ausfall an Strom oder Kommunikationsmitteln. Thomas Mitschke betont: „Es geht nicht darum, Ängste zu schüren – ganz im Gegenteil. Indem wir Kindern praktische Tipps vermitteln, wie sie sich in Notlagen verhalten können, stärken wir ihr Selbstbewusstsein. Im Fall der Fälle wissen sie dann sich und anderen zu helfen.“ Mehr wissen, besser helfen: Jetzt für EHSH-Kurs anmelden! So unterschiedlich die Module sind, eins haben sie alle gemeinsam: Sie zeigen, wie wichtig es für Menschen jeden Alters ist, sich mit dem Thema Selbstschutz zu befassen. Je mehr Menschen sich in Deutschland mit Selbstschutzinhalten befassen, desto einfacher gelingt es der Bevölkerung, in einer möglichen Krise souverän zu reagieren. Nicht zuletzt Ereignisse wie die Flutkatastrophe im Ahrtal zeigen, wie wichtig es ist, für alle Fälle vorbereitet zu sein. Wer mag, kann sich im Rahmen seines Ehrenamts sogar als EHSH-Lehrkraft bei einer Hilfsorganisation ausbilden lassen. Weitere Informationen sowie die Kontakte der Hilfsorganisationen finden Sie unter: www.bbk.bund.de/ehsh Bildnachweise: BBK
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  • | Interviews

    Im Interview mit Zaid Alasady

    Heute im Interview: Zaid Alasady aus Neuried bei München. Er ist 19 Jahre alt und seit fünf Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimatstadt aktiv. Seit diesem Jahr engagiert er sich zusätzlich im ABC-Zug München-Land. Wir sprechen mit Zaid darüber, wie der Zufall sein Leben auf den Kopf gestellt hat, wie seine Liebe zur Chemie ihm sein zweites Ehrenamt bescherte – und warum er auch im Alltag von seinen Kenntnissen aus dem Ehrenamt profitiert. Hallo Zaid! Beginnen wir ganz von vorne: Was war deine Motivation, dich ehrenamtlich zu engagieren? Ich bin durch die Feuerwehr zum Ehrenamt gekommen. Die Freiwillige Feuerwehr in Neuried hatte damals für die Jugendlichen einen Schnuppertag mit vielen Kennenlern-Aktionen organisiert. Wir durften Feuerwehrkleidung anziehen und konnten uns an verschiedenen Stationen ausprobieren. Damals wurden wir direkt in die Feuerwehr-Materie reingeschmissen – Feuerwehrschläuche, Feuer löschen und natürlich Feuerwehrautos erkunden. Das war schon ziemlich cool. Schließlich träumen viele Kinder davon, mal zur Feuerwehr zu gehen! Wie alt warst du damals?   Ich war 14 Jahre alt und bin dann in die Jugendfeuerwehr eingetreten. Dort haben wir spielerisch viel gelernt. Zum Beispiel gab es Schnitzeljagden mit Funkgeräten durch unsere kleine Stadt. Oder wir haben an heißen Tagen den Umgang mit den wasserführenden Armaturen kennengelernt. Ab 16 Jahren, sofern man bereits zwei Jahre dabei ist, darf man dann tatsächlich mit ausrücken, das heißt, in den Einsatz gehen. Kannst du dich noch an deinen ersten Einsatz erinnern?   Ich glaube, das war eine sogenannte Wohnungsöffnung – etwas ganz Typisches. Jemand sperrt sich aus und hat den Herd angelassen. Dann rücken wir an und brechen die Tür auf, um Schlimmeres zu verhindern. Ich muss zugeben: Das war sehr spannend! Es ist einfach eine komplett andere Welt. Plötzlich fährt man das erste Mal mit dem Blaulichtfahrzeug! Am Ziel angekommen, ist man dann der Freund und Helfer. Zusätzlich zu deinem Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr hast du noch ein zweites Ehrenamt inne. Was genau machst du dort? Genau, ich bin in diesem Jahr zum ABC-Zug München-Land gestoßen. Das liegt in meinem großen Chemie-Interesse begründet – mit Chemie habe ich mich bereits in der Schule am meisten beschäftigt. Den ABC-Zug kannte ich bereits von der Feuerwehr, da wir mit diesem zusammenarbeiten, sollte es zu Problemen mit Chemikalien kommen. Deshalb dachte ich mir: Schreib die doch einfach einmal an! Danach bin ich persönlich hin, um mir das Ganze mal anzuschauen. Das Equipment, die Messgeräte und Messtechniken dort – ich fand das alles so cool! „ABC“ klingt ja erstmal so niedlich, was verbirgt sich denn genau dahinter? „ABC“ steht für „atomare“, „biologische“ und „chemische“ Gefahren. Das hört sich zwar gefährlich an, aber am Ende des Tages haben wir zum Glück nicht so viele Gefahren in Deutschland. Was jedoch häufiger vorkommen kann, ist beispielsweise ein Unfall eines Transportfahrzeugs mit Chemikalien. Dann müssen wir vor Ort sein und die Chemikalien gegebenenfalls entschärfen. Wann kommt der ABC-Zug noch zum Einsatz? Was ich zu Beginn auch nicht wusste: Bei jedem großflächigen Feuer, zum Beispiel einem Gebäudebrand, ist der ABC-Zug automatisch dabei – und zwar aufgrund von Brandgasen. Diese bestehen aus so vielen verschiedenen Chemikalien, dass der ABC-Zug dazukommen muss. Er unterstützt die Feuerwehr und sagt ihr, ob das Gebäude für die Bevölkerung wieder freigegeben werden darf. Was macht dir an deinen ehrenamtlichen Tätigkeiten am meisten Spaß? Zum einen, dass man wirklich aktiv Menschen hilft. Man kommt aus dem normalen Alltagsleben raus und schlüpft in das Leben eines Feuerwehrmanns – und dann ist man einfach nur noch dazu da, anderen Menschen zu helfen. Zum anderen ist das Schöne am Ehrenamt, dass man seine persönlichen Interessen und seine Expertise einbringen und ausbauen kann – so wie ich im ABC-Zug. Und welche Herausforderungen siehst du in deinem Ehrenamt? Man muss darauf eingestellt sein, dass nicht alles nach Plan läuft. Manchmal können Dinge so schiefgehen, dass man mit der Feuerwehr vor Ort Dinge sieht, die man nicht sehen möchte. Man denke zum Beispiel an einen Verkehrsunfall. Darauf muss man innerlich immer vorbereitet sein. Welche Möglichkeiten gibt es, solche Situationen zu verarbeiten? Das Ehrenamt ist wie eine zweite Familie. Wir haben die sogenannte Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) unserer Seite. Das sind Psychologinnen und Psychologen, die selbst Feuerwehrleute sind. Und sobald etwas wirklich Dramatisches passiert, werden sie automatisch dazugeholt. Wir haben also eigene spezialisierte Fachleute, die uns seelisch unterstützen. Zudem werden wir aktiv vor einem Einsatz gefragt. Wenn man etwas nicht machen möchte, dann wird niemand gezwungen. Kannst du von den Kenntnissen, die du im Ehrenamt erworben hast, auch in deinem Alltag profitieren? Ja, sehr. Das war bei mir extrem stark der Fall, weil ich vor meinem Ehrenamt zugegebenermaßen ein sehr introvertierter Mensch war. Ich habe selten anderen geholfen, und wenn ich in eine brenzlige Situation geriet, war ich immer überfordert. Nachdem ich eine Art Experte geworden bin, sehe ich die Welt mit anderen Augen und weiß, wie ich Menschen helfen kann. Ich habe das Wissen, in schwierigen Situationen sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Ein Ehrenamt ändert wirklich extrem viel an der Persönlichkeit im positiven Sinne. Gibt es eine konkrete Situation, an die du dich erinnern kannst? Ich erinnere mich an eine Situation aus dem letzten Sommer: Eine ältere Person kommt mit der Hitze nicht zurecht und stürzt – direkt mit dem Kopf auf den Asphalt. Die erste Reaktion der Leute ist nur: hinschauen und nichts tun. Mit meinem aus dem Ehrenamt gewonnenen Wissen läuft bei mir direkt ein anderes Programm ab. Nicht schauen, was passiert, sondern die Situation direkt analysieren. Danach aktiv auf die Person zugehen und die gelernten Abläufe anwenden. Ist die Person noch ansprechbar? Blutet sie? Ist ein Gespräch möglich? All das passiert in einem so schnellen Takt, dass man es fast nicht mehr merkt. Sobald man selbst zu helfen anfängt, kommen auch andere Menschen dazu. Das größte Problem ist immer der erste Schritt. Aber dank des Ehrenamts ist man sowieso ständig in der Rolle, zu helfen. Das macht im Alltag wirklich einen Riesenunterschied. Was würdest du jemandem raten, der vielleicht zögert, ein Ehrenamt zu bekleiden?   Einfach mal vorbeischauen – das bieten wirklich alle Organisationen im Zivil- und Katastrophenschutz an! Dann kann man vor Ort herausfinden, ob das etwas für einen ist. Eine weitere Möglichkeit: mit der Mannschaft etwas trinken und essen gehen und seine Fragen loswerden. Man kann sich wirklich so lange rantasten, wie man möchte. Bis man vielleicht wirklich das Gefühl hat, mit den Leuten komme ich super klar und das Ehrenamt ist das Richtige für mich. Der erste Schritt ist immer, erstmal vor Ort bei der Organisation vorbeizuschauen, die einen interessiert. Hast du konkrete Zukunftspläne für dein Ehrenamt? Definitiv! Irgendwann würde ich gerne auf der Führungsebene arbeiten, zum Beispiel als Fachberater im ABC-Zug oder als Gruppenführer bei der Feuerwehr. Momentan mache ich meine Atemschutzausbildung in der Feuerwehr. Die Feuerwehrleute mit dieser anspruchsvollen Ausbildung sind diejenigen, die zuerst in ein brennendes Gebäude gehen. Sie sind mit ihrer Ausrüstung und dem Training in der Lage, Menschen aus dem Feuer zu retten. Hat dein 14-jähriges Ich damit gerechnet, dass du mit dem Ehrenamt einmal so viel erleben würdest? Nie im Leben, ehrlich! Das war ein wirklich großer Zufall in meinem Leben – und zwar der beste! Weil er im positiven Sinne wirklich alles auf den Kopf gestellt hat. Im Nachhinein würde ich nichts anders machen wollen. Wenn ich wieder 14 wäre, ich würde dieselbe Entscheidung noch einmal treffen! Bildnachweise: Zaid Alasady
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  • | Bericht

    BBK-Fotowettbewerb: Die Sieger im Gespräch – Teil 4

    Maximilian Gießelmann – DLRG Die Gischt eines Flusses – und zentral ein Strömungsretter der DLRG. Das Foto von Maximilian Gießelmann ist ziemlich actionreich. Im Gespräch verrät uns der 28-Jährige, wer sich dort in die Fluten der Isar gestürzt hat, warum er selbst mit der Kamera dabei war und wie oft er den Auslöser drücken musste, um dieses Gewinnerfoto hervorzubringen. Kleiner Spoiler: Es waren mehr als einhundert Mal … Im Wasser war Maximilian Gießelmann bereits früh in seinem Element: In der fünften Klasse startete er mit dem Schwimmtraining. Zu Zeiten des Abiturs wurde er bei der DLRG aktiv und kann inzwischen auf ein Jahrzehnt des ehrenamtlichen Engagements zurückblicken. Dabei deckt Maximilian viele Bereiche ab: als Trainer beim Schwimmunterricht, als Bootsführer, Strömungsretter, EHSH-Ausbilder (Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten) und nun auch als Gruppenführer. Doch wie kommt es, dass Maximilian bei all der Anziehung zum Wasser auch gut mit der Kamera umgehen kann? Mehr als „nur“ Schwimmtrainer   Als studierter Medientechniker interessiert sich Maximilian auch für Fotografie. Er erzählt: „Da ich mich beruflich mit Druck- und Medientechnik beschäftige, habe ich schon mal das ein oder andere Projekt eingereicht.“ Bisher seien diese Einreichungen jedoch im Sande verlaufen – umso erfreuter war Maximilian, diesmal mit seinem Foto den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Doch wie ist es überhaupt zu der Einreichung gekommen? Die grundsätzliche Motivation, genau dieses Foto auszuwählen, erklärt Maximilian so: „In Geretsried kennt man uns vor allem als Schwimmtrainer aus den Hallenbädern. Das wollen wir ändern und mehr auch über unsere Wasserrettung wahrgenommen werden.“ Ein Foto wider jede Wahrscheinlichkeit   Was läge da näher, als ein spektakuläres Foto eines Strömungsretters einzureichen? Dass derartige Fotos zahlreich auf Maximilians Festplatte schlummern, war dem Zufall geschuldet – und zwar gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen hatte die DLRG 2021 eine Übung angesetzt. „Mit großen Anstrengungen und zusätzlichem Aufwand konnten wir diese trotz Corona stattfinden lassen“, erinnert sich Maximilian. Zum anderen hätte es das Gewinnerfoto nicht gegeben, hätte Maximilian selbst an der Übung teilgenommen. Doch dies war ihm verletzungsbedingt nicht möglich, weshalb er stattdessen zur Kamera griff: im Nachhinein ein echter Glücksfall. Ein erfahrener Strömungsretter im Einsatz Auch wenn man sich kaum vorstellen kann, wie ein solches Foto arrangiert sein sollte, stellt Maximilian klar: „Die Bilder sind natürlich nicht gestellt.“ Doch wie ist ein solcher Schnappschuss in voller Action möglich? Das funktioniert nur über die Wiederholung, macht Maximilian klar: „Ich habe noch etwa 200 andere Bilder von der Übung, die absolut nichts geworden sind.“ Auf dem Foto zu sehen ist übrigens der Technische Leiter Einsatz Bendikt Schrettenbrunner, ein erfahrener Strömungsretter. Dieser habe sich gefreut, dass das Foto so erfolgreich im Wettbewerb war, berichtet Maximilian. „Aber er steht nicht so gerne im Rampenlicht. Deshalb freut er sich vermutlich auch, dass er auf dem Bild nicht sooo gut zu erkennen ist“, fügt er schmunzelnd hinzu. Die Gefahr ist immer dabei Wer das Bild betrachtet, kann sich vermutlich schwer vorstellen, der Aufgabe eines Strömungsretters gewachsen zu sein. Doch Maximilian meint: „Tatsächlich können wir fast jeden zum Strömungsretter ausbilden. Jedoch gehören eine gewisse körperliche Fitness und die richtige mentale Einstellung zu den wichtigsten Voraussetzungen.“ So würde das erste Erreichen der Einsatztauglichkeit beispielsweise regelmäßig anhand des Cooper-Tests gemessen, den manche vielleicht noch aus der Schule kennen. Was bleibt, ist immer ein gewisses Risiko: „Wir begeben uns regelmäßig in Gefahr. Damit muss man umgehen können.“ Wildwasser: Ignoranz kann tödlich sein   Doch das Bild löst beim Betrachter sicherlich nicht nur Respekt vor der Arbeit des Strömungsretters aus – denn auch die Urgewalt eines reißenden Flusses wird eindrucksvoll transportiert. Hier wird auf den ersten Blick klar, dass ein scheinbar harmloser Badetag am Fluss fatale Konsequenzen haben kann. Und genau diese Botschaft möchte Maximilian mit seinem Foto auch transportieren: „Wildflüsse sind gefährlich. Anders als Hallenbäder sind Wildflüsse unberechenbar. Jeder Jugendliche ist hier in Geretsried im Sommer an der Isar. Und es ist einfach wichtig zu wissen, was das Wasser mit einem machen kann.“ Das Foto schlägt Wellen – bis in die bayrische Landesregierung Dank Maximilians Foto wissen jetzt viel mehr Menschen, in welche Gefahren man sich bei Wildflüssen begeben kann. Natürlich hat auch sein Engagement, möglichst viele Menschen zum Voten zu motivieren, noch einige Kreise gezogen. Wie er dabei vorgegangen ist? „Die DLRG stellt regelmäßig Rettungskräfte an der Küste. Auch ich bin schon ein paar Mal dabei gewesen. Ich habe also alle Rettungsmannschaften aus dieser Zeit angesprochen. Die haben dann wiederum ihre Ortsverbände aktiviert.“ Auch die Kommiliton:innen an der Uni hat Maximilian natürlich mit großer Freude informiert. Die Publicity hat sich bereits ausgezahlt, berichtet Maximilian: „Tatsächlich haben wir eine Anfrage des bayrischen Innenministeriums bekommen, ob sie das Foto für eine Broschüre verwenden dürfen.“ Sicherheit am Wasser ist das gemeinsame Ziel Wer sich partout nicht vorstellen kann, in einen reißenden Fluss zu springen, für den gibt es natürlich andere Aufgaben bei der DLRG. Maximilian macht deutlich: „Es gibt noch so viele andere Tätigkeiten: Öffentlichkeitsarbeit, Jugendarbeit, Schwimmtrainer an Schulen und auch die vielen Verwaltungsaufgaben. Bei uns sind viele Rettungsschwimmer, aber nicht alle.“ So vielfältig die Tätigkeiten bei der DLRG auch sein mögen, ihnen allen liegt dieselbe Motivation zugrunde: Sicherheit am Wasser schaffen. Dieses Element verbindet die Ehrenamtlichen – über Altersgrenzen und andere Grenzen hinaus. „Man lernt viele spannende Menschen kennen, man findet im Verein Freunde, knüpft Kontakte und wird Teil einer großen Community mit dem gleichen Ziel“, beschreibt Maximilian sein „Ehrenamts-Gefühl“. Maximilian ist mit seinem Gewinnerbild in den Ausstellungen „Held:innen von nebenan – Ehrenamtliche im Porträt“ in Kiel, Koblenz und Chemnitz zu sehen.
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    BBK-Fotowettbewerb: Die Sieger im Gespräch – Teil 3

    Laura Holder – Wasserwacht BRK Blau glitzerndes Wasser, in der Mitte ein Rettungsring und drum herum versammelt Kinder, Jugendliche und ein Rettungsschwimmer: Das Bild versetzt einen nicht nur sofort in den Sommer zurück, es strahlt auch eine große Begeisterung und Leichtigkeit aus. Wie ist Laura Holder dieser Schnappschuss gelungen, der zu den vier Siegern des BBK-Fotowettbewerbs gehört? Genau darüber sprechen wir heute mit der 16-jährigen angehenden Rettungsschwimmerin aus Wiesenfeld/Karlstadt. Laura Holder ist trotz ihres jungen Alters ein „alter Hase“, was das Element Wasser angeht. Bereits in der zweiten Klasse ist sie auf die Wasserwacht gestoßen – und seitdem hat sie das Schwimmen nicht mehr losgelassen. Für all diejenigen, die mit dem Begriff „Wasserwacht“ nichts anfangen können: Dabei handelt es sich um die Wasserrettungsorganisation des Bayrischen Roten Kreuzes. Laura trainiert in der Jungendgruppe der Wasserwacht in Triefenstein, um irgendwann als Rettungsschwimmerin tätig sein zu können. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Denn egal ob im Schwimmbad, am See, auf dem Fluss oder an der Küste: Rettungsschwimmer:innen bewahren Menschen jeden Alters vor dem Ertrinken. Bei der Wasserwacht ist jede:r willkommen „Man sollte aber nicht zu viel Angst vor dieser Aufgabe haben – dann genau darauf wird man ja gezielt trainiert. Es gibt ausreichend Schulungen in Theorie und Praxis, bis man wirklich seinen Rettungsschwimmer macht“, nimmt Laura Interessierten die Befürchtung, dieser verantwortungsvollen Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Sie fügt hinzu: „Das Ehrenamt ist mit viel Spaß verbunden und man fühlt sich einfach gut, wenn man etwas Soziales machen kann. Außerdem haben wir eine großartige Gemeinschaft. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, wenn man weiß, dass man damit vielleicht eines Tages etwas Großes bewirken kann – und dabei kommt es nicht auf das Alter an. Bei der Wasserwacht ist jeder willkommen!“ Zwei Hobbies vereint Aktuell trainiert Laura einmal die Woche für die Wasserwacht, ist aber mehrmals die Woche auch privat im Schwimmbad unterwegs und zieht ihre Runden. Doch auch abseits des kühlen Nass verfolgt Laura ein Hobby: die Fotografie. Normalerweise ist sie mit ihrer Kamera jedoch auf Fußballplätzen unterwegs. Als ihr Vater sie auf den BBK-Fotowettbewerb zum Thema „Ehrenamt“ aufmerksam machte, zögerte sie nicht lange: Statt des Grüns des Fußballplatzes sollte jetzt das blaue Schwimmbad die Kulisse für das perfekte Foto bilden. Doch wie ist Laura vorgegangen? Gemeinsam mit einer Freundin hat sie zunächst Ideen gesammelt, wie sich die Anforderungen des Wettbewerbs bestmöglich mit einem Foto ihres Ehrenamts erfüllen lassen. Ein Treffer auf den letzten Drücker Gesagt, getan: Anfang Juni blieb die Jugendgruppe der Wasserwacht Triefenstein nach dem Training noch ein wenig länger im Wasser – und Laura probierte mit ihrer Kamera mögliche Motive aus. Was heute so viel Leichtigkeit ausstrahlt, war im Hintergrund harte Arbeit: „Wir hatten zum Beispiel noch ein Motiv mit der Boje, bei dem jemand abgeschleppt wird. Aber das sah nicht so schön aus und da fehlte uns auch das Gemeinschaftliche im Bild. Der Rettungsring symbolisiert für uns, dass man gemeinschaftlich verbunden ist – dieses Bild war tatsächlich das letzte, was wir geschossen haben. Aber es hat perfekt gepasst.“ Der Blick von oben Wer sich jetzt fragt, ob eine Drohne im Spiel war für die außergewöhnliche Perspektive, dem verrät Laura lachend: „Ich habe vom Sprungturm runter fotografiert. Es hat ein bisschen gedauert, bis perspektivisch alles gepasst hat. Aber alle haben wirklich super mitgemacht, und es hat richtig viel Spaß gemacht.“ Die Anstrengungen in der Bildkomposition haben sich definitiv gelohnt. Trotz der Mühen, die Laura in das Foto investiert hat, kam für sie die Nachricht, zu den Top 20 zu gehören, ganz unerwartet: „Ich war wirklich extrem überrascht! Wir hatten ja nur aus Spaß mitgemacht. Aber ich habe mich natürlich sehr gefreut über die gute Platzierung.“ Ein Foto auf Reisen Als der erste positive Schock verdaut war und es ans Voten unter den Top-20-Platzierten ging, haben Laura und die anderen das Foto vor allen Dingen über die sozialen Medien promotet – auf privaten Instagram-Accounts, via WhatsApp sowie über die Social-Media-Kanäle der Wasserwacht. Dabei hat es das Foto sogar bis über die Landesgrenzen hinaus geschafft. So ist das Foto in einer Facebook-Urlaubsgruppe in der Türkei gelandet, von wo aus es sich international auf Reisen gemacht hat. Welche Gefühle bei Laura der Gedanke auslöst, dass das Bild so weite Kreise gezogen hat – und jetzt auch bundesweit in Ausstellungen zu sehen ist? „Ich bin natürlich stolz auf mich, dass ich die Idee für das Foto hatte. Aber ich bin auch stolz auf die ganze Gruppe, die freiwillig nach dem Training noch mitgemacht hat. Und ich bin auch aufgeregt – ich hoffe, dass viele Menschen etwas mit dem Foto anfangen können!“ Laura ist mit ihrem Gewinnerbild in den Ausstellungen „Held:innen von nebenan – Ehrenamtliche im Porträt“ in Kiel, Koblenz und Chemnitz zu sehen.
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  • | Bericht

    BBK-Fotowettbewerb: Die Sieger im Gespräch – Teil 2

    Sebastian Ohneseit – ASB Heute in der Leitung: Sebastian Ohneseit. Er ist auf dem Siegerbild aus Karlsruhe zu sehen. Doch der eigentliche Held des Fotos hat vier Pfoten und eine absolut zuverlässige Spürnase: Australian Shepherd Paul, seines Zeichens Rettungshund. Herrchen und Rettungshundeführer Sebastian erzählt uns heute, was er beruflich macht, wie er zum Ehrenamt kam, warum die Arbeit in der Rettungshundestaffel etwas ganz Besonderes ist – und natürlich die Geschichte hinter dem Foto. „Wenn ein Elektroauto brennt, bin ich – aus fachlicher Sicht – begeistert!“, so Sebastian, 28 Jahre jung, Diplom-Ingenieur für Maschinenbau und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie. Dort forscht er im Bereich angewandte Materialien zur Sicherheit und zum thermischen Durchgehen von Lithium-Ionen-Batterien und wie man dieses verhindern oder kontrollieren kann. Brände und Explosionen sind in seinem Berufsalltag also etwas ganz Natürliches. Doch mit Feuer kam er nicht erst als Ingenieur in Berührung. Bereits mit zehn Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr ein. „Früher ging es leider nicht“, so Sebastian. Dieses Ehrenamt sei von Anfang an seine absolute Leidenschaft gewesen. Die Liebe zu Hunden erwachte bei der Feuerwehr Auch im Erwachsenenalter blieb er diesem treu. So war er während des Studiums in Kaiserslautern bei der Feuerwehr in der Innenstadt aktiv und sammelte dort Einsatzerfahrung. Die Feuerwehr brachte ihn auch mit seiner zweiten großen Leidenschaft in Berührung: die Arbeit mit Hunden. Sein erster Kontakt mit der Rettungshundestaffel fand während eines Sucheinsatzes als Feuerwehrmann statt: „Ich war sofort begeistert und wollte dort mitmachen!“ Leider ließen sich Hund und Studium schwerlich vereinbaren. Doch sobald Sebastian ins Berufsleben startete, machte er Nägel mit Köpfen und meldete sich bei der Rettungshundestaffel, um sich die Arbeit genauer anzuschauen – doch nach wie vor ohne Hund. „Normalerweise hat man erst den Hund und geht dann zur Rettungshundestaffel. Deshalb wurde ich zuerst komisch angeschaut. Doch ich wollte ja direkt den richtigen Hund für die Arbeit in der Staffel auswählen.“ Die Wahl fiel auf einen Australian Shepherd: Paul, der Held des Gewinnerfotos. Der Hund schafft, was keine Technik kann Doch bis Paul als Shootingstar glänzen sollte, war es ein langer Weg, den Hund und Herrchen gemeinsam gemeistert haben. In ganz Karlsruhe gibt es etwa ein Dutzend ausgebildete Rettungshunde. Zwei bis drei Jahre dauert die anspruchsvolle Ausbildung. Der Grund: „Der Hund muss funktionieren. Wenn wir sagen, der Waldabschnitt ist leer, dann sucht dort keiner mehr. Wir haben keinen Raum für Fehler. Wir verlassen uns auf die Nase der Hunde.“ Eine große Leistung der Tiere und so steht Paul ganz zu Recht im Mittelpunkt des Gewinnerfotos. Sebastian macht deutlich: „Rettungshunde retten Menschenleben. Unsere Hunde können etwas, das keine Technik kann. Das ist ein Einsatzmittel, das man nicht ersetzen kann.“ Hartes Training führt zum Ziel Wer so viel Verantwortung trägt, muss natürlich auch fleißig trainieren. Wie genau sieht das Trainingspensum von Sebastian und Paul aus? „Mittwochabend trainieren wir ungefähr drei Stunden. Und samstags fünf bis sieben Stunden. Dazu kommt das private Training mit dem Hund zu Hause und die Verpflichtungen für den Bevölkerungsschutz. Sanitätsdienste, Lehrgänge für die Rettungshundearbeit und den Katastrophenschutz und natürlich Einsätze.“ 2020 ist Sebastian Rettungssanitäter geworden, 2022 Rettungshundeausbilder, im selben Jahr übernahm er auch die Leitung der Rettungshundestaffel. Doch wie genau funktioniert die Arbeit der Rettungshundestaffel? In welchen Bereichen werden die Hunde trainiert? Sebastian berichtet: „Es gibt vier Sparten: Wassersuche, Mantrailing, Flächensuche und die Trümmersuche. Wir arbeiten in der Flächensuche, die meist in Wald und Wiese abläuft.“ Wird beispielsweise eine Person vermisst, wird die Rettungshundestaffel von der Polizei alarmiert und Suchgebiete werden festgelegt. „Und wir planen dann die am besten geeignete Taktik zum Absuchen für das Gebiet. Dabei muss neben der Topographie zum Beispiel auch die Windrichtung beachtet werden, da diese relevant für die Aufnahme der Witterung durch die Hunde ist. Der Hund hat in seiner Ausbildung gelernt, die für ihn sehr gut wahrnehmbaren Geruchspartikel, die jeder Mensch abgibt und die vom Wind verteilt werden, gezielt auszuarbeiten und zur Person hin zurück zu verfolgen. Wie kam es zu dem eingereichten Foto? Die Fotografie betreibt Sebastian als Hobby. Während seines Studiums hat er in Frankreich ein Fremdmodul zum Thema Fotografie belegt – und auch hier Feuer gefangen. Dabei lassen sich Hobby und Ehrenamt gut verbinden: „Wir nehmen regelmäßig die Kamera mit ins Feld. Einfach um unsere Arbeit zeigen zu können. Schließlich sind wir jede Woche viele Stunden im Wald. Da ist es oft einfacher, Freunden und Familie mit einem Bild zu erklären, was wir da eigentlich machen.“ Da Sebastian auf dem Gewinnerfoto als Hundeführer zu sehen ist, hat er das Bild nicht selbst aufgenommen: „Wir arbeiten in Training und Einsatz sehr eng mit der Rettungshundestaffel des Malteser Hilfsdiensts zusammen, eine Kooperation, von der beide Seiten profitieren. Wir unterstützen uns personell und können im Einsatz für die jeweils andere Organisation als Führungskräfte fungieren. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit bildeten wir ein Team des Malteser Hilfsdienstes in der Flächensuche aus. Ein Hundeführer, der in diesem Suchdurchgang als vermisste Person fungierte, hat das Bild aus dieser Perspektive aufgenommen.“ Er führt fort: „Ich wollte bei diesem Bild die ungewöhnliche Perspektive aus Sicht eines Geretteten zeigen, den Moment der Erlösung, wenn die Hilfe, hier die Einsatzkräfte von ASB und Malteser, eintreffen. Und scheinbar hat die Idee so überzeugt, dass wir es mit dem Bild ins Voting geschafft haben. Ein weiterer Beweis dafür, dass bei der Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen richtig Gutes herauskommt.“ Die heiße Phase des Votings Im Voting hat Sebastian sämtliche Social-Media-Kanäle zum Abstimmen motiviert. Und das Engagement hat sich ausgezahlt. Und zwar nicht nur, weil das Foto am Ende zu den Siegerfotos zählte. Die Aufmerksamkeit, die der Fotowettbewerb und das Voting generierten, wusste Sebastian für sich und seine tierischen Freunde zu nutzen. „Als es hieß, wir sind im Voting, habe ich sofort an die Öffentlichkeitsarbeit des ASB Karlsruhe geschrieben. Es wurde dann spannend: Plötzlich waren Geschäftsführer und weitere Hauptamtliche involviert und ich durfte von unserer Rettungshundestaffel berichten.“ Auf einmal richtete sich die geballte Aufmerksamkeit auf die Rettungshundearbeit. Neben dem ASB Karlsruhe hat der Landesverband einen Beitrag als Story auf Tik Tok gebracht, der Bundesverband hat einen Post auf seiner Instagramseite veröffentlicht. Sebastian blickt zufrieden auf die Erfolge des Fotowettbewerbs zurück: „Ich denke, dass wir mit dem Wettbewerb viele Menschen erreichen, für das Thema Bevölkerungsschutz interessieren und für eine besondere Facette davon sensibilisieren konnten.“ Kann jeder bei der Hundestaffel mitmachen? Und was, wenn auf einmal ganz viele Menschen zur Rettungshundestaffel wollen? Ist das überhaupt etwas für alle? Grundsätzlich ja, findet Sebastian. „Man muss körperlich in der Lage sein, sich im Wald auch querfeldein gut bewegen zu können – und sich dabei nach Möglichkeit nicht verlaufen“, ergänzt er augenzwinkernd. „Die schwierigste Anforderung ist bei uns vermutlich der Zeitaufwand und die Arbeit mit dem Hund. Die Hunde merken sofort, wenn man nervös oder unausgeglichen ist – das kann die Arbeit deutlich erschweren.“ Zudem schaffe es nicht jeder, wöchentlich zehn Stunden und mehr für sein Ehrenamt aufzubringen. Doch es gibt bei der Rettungshundestaffel auch andere Aufgaben als die des Hundeführers. „Man kann bei uns auch als Helfer ohne Hund mitmachen, ganz wie es die eigene Zeit hergibt. Oder man unterstützt uns von technischer Seite. Wir finden für jeden Interessierten das passende Ehrenamt.“ Ein Ehrenamt für die ganze Familie Dabei trifft auch auf Sebastian zu, was viele Ehrenamtliche berichten: Das Ehrenamt ist auch Familiensache. Seine Frau ist ebenfalls in der Staffel aktiv. So verbringen sie ihre freie gemeinsame Zeit häufig im Ehrenamt. „Wenn man Paul noch mitrechnet, ist die ganze Familie bei der Hundestaffel.“ Und auch die Staffelkollegen seien zu Freunden geworden. Dabei sei das Ehrenamt einfach eine ganz andere Welt als die Arbeit im Labor – und genau deshalb so bereichernd. Sebastian berichtet von einem nächtlichen Sucheinsatz im Sturm in der letzten Woche. Bei der intensiven Suche unter einem von Blitzen erleuchteten Himmel bleibt kein Platz für Alltagssorgen. Sebastian bekräftigt: „Da hat man keine Zeit, um über anstehende Vorträge oder Versuchsreihen nachzudenken, man ist voll konzentriert, um den Einsatzauftrag bestmöglich zu erfüllen.“ Neben dem Ausgleich zur Arbeit sei das Ehrenamt noch aus einem anderen Grund wertvoll: „Ein Blaulichtehrenamt hilft wirklich dabei, eine andere Perspektive zu entwickeln, Kompetenzen für das ganze Leben und Fachwissen zu erhalten.“ Und auf den Hund kann man dadurch auch kommen. Sebastian und Paul sind mit ihrem Gewinnerbild in den Ausstellungen „Held:innen von nebenan – Ehrenamtliche im Porträt“ in Kiel, Koblenz und Chemnitz zu sehen.
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