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Informationen rund ums Ehrenamt
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Das Projekt „Henry 2.0“: Innovative Nachhaltigkeit im Katastrophenschutz
Das Projekt „Henry 2.0“ kombiniert innovative Technik mit nachhaltiger Energiegewinnung, um mobile Kühlmöglichkeiten für den Katastrophenschutz bereitzustellen. Gerade in Krisensituationen ist eine zuverlässige und umweltfreundliche Energieversorgung essenziell. In Zeiten des Klimawandels gewinnt dieser Aspekt zunehmend an Bedeutung. Für seine wegweisende Idee wurde das Projekt mit dem Förderpreis „Helfende Hand“ ausgezeichnet. Tobias Homann, langjähriges DRK-Mitglied und Mitinitiator von „Henry 2.0“, berichtet über die Entstehung, Herausforderungen und Zukunftspläne dieses besonderen Projekts. Ein Ehrenamt mit Weitblick Tobias Homann ist seit mehr als 26 Jahren ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) aktiv. Als Rettungssanitäter, Verbandsführer und in leitenden Positionen hat er zahlreiche Einsätze erlebt und mitgestaltet. Im Projekt „Henry 2.0“ ist er Teil des Teams um Projektleiterin Gina Lüers. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des DRK-Kreisverbandes Berlin Steglitz-Zehlendorf hat er das nachhaltige Verpflegungssystem ins Leben gerufen und umgesetzt. Von der Idee zur Umsetzung „Im Jahr 2022 hatten wir über eine Förderung der Berliner S-Bahn die Möglichkeit, einen alten Anhänger für die Ausgabe von Lebensmitteln umzubauen – die Projektidee ‚Henry‘ war geboren“, erinnert sich Tobias Homann. Doch erst während eines Großeinsatzes im Berliner Grunewald wurde die Notwendigkeit eines weiteren Anhängers zur Kühlketten-Sicherung offensichtlich. „Die Idee einen weiteren Anhänger zur Kühlung von Lebensmitteln und Getränken umzubauen, entstand während des Brandes im Berliner Grunewald. Der Kreisverband Berlin Steglitz-Zehlendorf wurde beauftragt, die ca. 330 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Berliner Forsten usw. zu verpflegen. Aber bei Temperaturen weit über 30°C war die Einhaltung der Kühlkette für die Ehrenamtlichen eine große Herausforderung“, sagt Tobias Homann. So entstand die Idee von „Henry 2.0“ – einem klimafreundlichen Kühlanhänger, der einen Großteil seiner Energie selbst erzeugt. Dank einer DRK-internen Förderung konnte dieses Vorhaben finanziert und realisiert werden. Nachhaltige Lösung für den Katastrophenschutz „Henry 2.0“ stellt eine innovative und umweltfreundliche Ergänzung zu bestehenden Systemen dar. Der Anhänger kann autark arbeiten und ist weitgehend unabhängig von externer Stromversorgung. „‚Henry 2.0‘ verfügt über zwei Solarzellen und ein Windrad. Das macht den Anhänger anders und deutlich unabhängiger von der sonst nötigen Infrastruktur“, erklärt Tobias Homann. Insbesondere in Krisensituationen, in denen eine stabile Infrastruktur nicht gewährleistet werden kann, bietet dieses System entscheidende Vorteile. Die Kombination aus Feldküche, Ausgabeanhänger und „Henry 2.0“ bildet ein in sich abgestimmtes Verpflegungssystem, das es ermöglicht, mehrere hundert Menschen effizient zu versorgen. „Natürlich brauchen wir für die Feldküche weiterhin Gas zum Kochen, aber die Beleuchtung, Kühlung und Kommunikation kann bei passenden Bedingungen durch die Solarzellen und das Windrad erfolgen“, so Tobias Homann. „Es bedarf daher z. B. keiner regelmäßigen Betankung von Stromerzeugern mehr.“ Herausforderungen und Lösungen Ein zentraler Punkt bei der Umsetzung des Projekts war die Speicherung der erzeugten Energie. „Wie bei vielen Systemen ist das Speichern des erzeugten Stroms eine der größten Herausforderungen. Wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht, brauchen wir weiterhin Strom zur Kühlung“, erklärt Tobias Homann. Sollte dennoch einmal ein Engpass entstehen, kann „Henry 2.0“ mit externem Strom gespeist werden, idealerweise aus erneuerbaren Quellen: „Für diesen Fall verfügt der Anhänger über zwei Batterien, die hoffentlich noch Energie vom Vortag gespeichert haben. Für den Notfall verfügt ‚Henry 2.0‘ aber auch über eine Möglichkeit, – hoffentlich grünen – Strom extern einzuspeisen.“ Bedeutung im Kontext des Klimawandels Der Klimawandel führt zu immer häufigeren Extremwettereignissen, die den Katastrophenschutz zunehmend herausfordern. Nachhaltige Lösungen wie „Henry 2.0“ tragen dazu bei, nicht nur effektive Hilfe zu leisten, sondern auch die eigenen Emissionen zu reduzieren. „Wir alle sehen, dass der Klimawandel voranschreitet. Überschwemmungen wie im Ahrtal oder in Spanien, Brände wie in den USA, Südeuropa, aber auch in Sachsen zeigen uns auch vor der eigenen Haustür, dass es höchste Zeit ist zu handeln“, betont Tobias Homann. „In meinen Augen ist es da nur folgerichtig, dass auch die, die in solchen Fällen zu Hilfe eilen, ihren Beitrag leisten, die Ursache nicht noch zu verstärken.“ Tobias Homann sieht in diesem Ansatz große Zukunftspotenziale: „Wenn man ‚Henry 2.0‘ als Idee versteht, Komponenten bzw. technische Ressourcen klimafreundlicher zu gestalten, indem man auf regenerative Stromerzeugung setzt, dann sehe ich auf den Dächern aller Katastrophenschutz-LKWs in Zukunft Solarzellen.“ Auszeichnung mit dem Förderpreis „Helfende Hand“ Die innovative Idee und ihr nachhaltiger Ansatz wurden mit dem Förderpreis „Helfende Hand“ des Bundesministeriums des Innern und für Heimat ausgezeichnet. Für Tobias Homann und sein Team ist dies nicht nur eine große Anerkennung, sondern auch eine Möglichkeit, das Projekt weiterzuentwickeln. „Nach Innen ist der Förderpreis ‚Helfende Hand‘ eine enorme Wertschätzung der Ehrenamtlichen. Mir persönlich ist Wertschätzung im Ehrenamt sehr wichtig. In meinen Augen ist sie die Grundlage für erfolgreiches Wirken zum Wohle aller.“, sagt Tobias Homann. „Das Preisgeld bietet die Möglichkeit, die beiden Anhänger weiter auszubauen und unsere weiteren Ideen umzusetzen.“ Blick in die Zukunft Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Der Einsatz von „Henry 2.0“ wird in der Praxis weiter erprobt, um Schwachstellen zu identifizieren und Verbesserungen vorzunehmen. Die Einsatzmöglichkeiten des Anhängers sind vielfältig: Ob bei großen Waldbränden, Stromausfällen oder geplanten Großveranstaltungen – das klimafreundliche Verpflegungssystem kann flexibel für die Versorgung von Einsatzkräften sowie betroffenen Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt werden. Darüber hinaus trägt es dazu bei, das DRK als Akteur für nachhaltige Lösungen im Katastrophenschutz zu etablieren. Appell an Organisationen und Freiwillige Tobias Homann ist überzeugt, dass nachhaltige Lösungen im Katastrophenschutz in Zukunft eine noch größere Rolle spielen werden. Sein Rat an andere Organisationen: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Wenn in den Strukturen eine Idee entsteht, einen Bereich des Katastrophenschutzes nachhaltiger oder anderweitig besser zu machen, dann wird sich auch ein Weg finden, diese Idee umzusetzen.“ „Henry 2.0“ zeigt, wie innovative Technik und erneuerbare Energien zusammenwirken können, um den Katastrophenschutz nachhaltiger zu gestalten. In einer Welt, die zunehmend von klimatischen Herausforderungen geprägt ist, setzt das Projekt ein wichtiges Zeichen für zukunftsfähige Lösungen – und beweist, dass Ehrenamt und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen können.weiterlesen -
Neue Studie liefert exklusive Einblicke in den Zivil- und Katastrophenschutz
Was bewegt Menschen dazu, sich ehrenamtlich im Zivil- und Katastrophenschutz zu engagieren? Was wünschen sie sich von Staat und Gesellschaft? Wie ist es um die Einsatzorganisationen bestellt? Neueste Studienergebnisse bieten spannende Einblicke sowohl aus dem Blickwinkel der Ehrenamtlichen als auch der Organisationen, in denen sie sich engagieren. Der Anteil der Gesamtbevölkerung, der sich im Zivil- und Katastrophenschutz engagiert, liegt in Deutschland konstant bei rund drei Prozent der Wohnbevölkerung – etwa 1,76 Millionen Menschen ab 18 Jahren üben demnach ein Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz aus. Die stärksten drei Motive, die jeweils mehr als 90% der Befragten für ihr Engagement nannten, waren der Wunsch anderen zu helfen, etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun und der Spaß an der Sache. Zwei Drittel der Engagierten gaben an, dafür wöchentlich zwischen zwei bis fünf Stunden aufzubringen, das andere Drittel investiert sogar mehr Zeit ins Ehrenamt. Zu 90% fließt diese Zeit in praktische Arbeiten und zu rund 80% in persönliche Hilfeleistungen. Größeres Krisenbewusstsein, größerer Kräftebedarf Niemand will sich mehr engagieren? Nicht ganz – Die operativ tätigen Einsatzorganisationen im Zivil- und Katastrophenschutz* verzeichneten unter allen zivilgesellschaftlichen Organisationen die größte Mitgliedersteigerung und den geringsten Mitgliederschwund. Möglicherweise weckt ein wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein für die aktuellen Bedrohungslagen vermehrt den Wunsch, zu helfen – aber: nur ein Drittel der operativ tätigen Organisationen gibt an, über ausreichend Mitglieder zu verfügen, um alle Aufgaben zufriedenstellend zu erledigen. Auch dies könnte möglicherweise Folge der steigenden Anforderungen sein. Starker Zusammenhalt, sozial durchmischt Während die kulturelle und geschlechtliche Diversität im Ehrenamt im Bevölkerungsschutz eher gemächlich wächst, zeichnet es sich traditionell durch eine hohe Durchmischung der Bildungsabschlüsse aus. Die meisten der knapp zwei Millionen Ehrenamtlichen haben die Mittlere Reife (35%), gefolgt von der Gruppe mit (Fach)-Abitur oder Berufsschulabschluss (30%) und schließlich die Gruppe mit Hauptschulabschluss (27%) sowie Schülerinnen und Schülern, die acht Prozent ausmachen. Das Ehrenamt ist also ein echter sozialer Schmelztiegel. Mögen die individuellen Biografien auch unterschiedlich sein, alle eint der Wunsch, anderen Personen in Notlagen zu helfen. Dementsprechend verstehen vier von fünf Befragten ihre Hilfsorganisation als Gemeinschaft Gleichgesinnter, die sich nicht nur gegenseitig Halt gibt, sondern auch gemeinsame Werte vertritt. Sieben von zehn Organisationen habe diese Werte bereits in Form von Leitlinien für Demokratie und Vielfalt veröffentlicht. Lokale Verankerung, bundesweite Verantwortung Helfen lässt sich überall, aber logischerweise packt man erst mal vor der eigenen Haustür an. Vier von fünf operativen Hilfsorganisationen sind unmittelbar vor Ort, also in ihrer Gemeinde, aktiv. Knapp die Hälfte gibt an, auch überregional in Einsätze gegangen zu sein, vor allem bei der Bewältigung von Großeinsätzen. Dementsprechend verfügt das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz über ein vergleichsweise überdurchschnittlich ausgeprägtes Selbstverständnis als Dienstleister für die Gesellschaft und sieht sich in einem partnerschaftlichen Verhältnis mit dem Staat. 17 von 20 Befragten sehen eine klare Aufgabenteilung – den Staat in Finanzverantwortung und sich in der Umsetzungsverantwortung. Um dieser Verantwortung besser gerecht zu werden, wünschen sich mehr als die Hälfte der Befragten mehr Unterstützung bei der Bereitstellung geeigneter Räume und Mittel für die eigene Arbeit. Wovon die Befragten gerne weniger hätten, ist Bürokratie bei der Erstattung von Kosten, die bei der Ausübung des Ehrenamts entstehen (47%). Fazit Das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz bringt Menschen zusammen, die Freude daran haben, in der Gemeinschaft zu helfen und sich dabei nicht scheuen, kräftig anzupacken. Egal ob Feuerwehren, THW oder Hilfsorganisationen – für jede und jeden gibt es sinnvolle Tätigkeiten, die zu den eigenen Wünschen und Interessen passen. Neugierig geworden? Dann wirf doch einen Blick auf unsere interaktive Karte und finde deinen Weg ins Ehrenamt: https://mit-dir-fuer-uns-alle.de/standorte-finden/ *Mit „operativ tätigen Organisationen“ sind hier die 5 privaten Hilfsorganisationen DRK, DLRG, JUH, ASB & MHD gemeint. THW und Freiwillige Feuerwehren fallen nicht unter diesen Begriff, da sie als Organisationen in Trägerschaft des Bundes, bzw. der Kommunen nicht in der der Untersuchung zugrundeliegenden Vereinsliste erfasst sind.weiterlesen -
Das Blaulichtprojekt Kreis Plön: Wie Neele Schwiderski und Nele Schütt Kinder für das Ehrenamt begeistern
Das Blaulichtprojekt Kreis Plön bringt Kindern und Jugendlichen die Welt des Ehrenamts näher – spielerisch, praxisnah und mit viel Begeisterung. Ob Feuerwehr, Rettungsdienst oder Katastrophenschutz – das Projekt vermittelt wichtige Werte und fördert soziale Verantwortung. Als Preisträger des Förderpreises „Helfende Hand“ des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) setzt es ein starkes Zeichen für Engagement. Neele Schwiderski und Nele Schütt berichten, wie das Projekt entstanden ist, welche Herausforderungen es gibt und welche Ziele für die Zukunft gesetzt sind. Liebe Frau Schütt, liebe Frau Schwiderski, was ist Ihre Rolle im Blaulichtprojekt? Wir sind das doppelte Ne(e)le-Team. Oft hören wir von den Kindern bei der ersten Begegnung: „Häh, ihr heißt beide Nele?“ – und schon ist die Stimmung gelockert. Unser Team besteht aus zwei hauptamtlich angestellten Erzieherinnen: Neele Schwiderski und Nele Schütt. Neele Schwiderski ist seit Beginn des Projektes im Jahr 2022 dabei. Im Oktober 2023 kam Nele Schütt dazu. Gemeinsam sind wir die Hauptakteure des Blaulichtprojekts. Zu unseren Aufgaben gehören die Terminvereinbarung und -durchführung sowie das Vor- und Nachbereiten der Termine. Dadurch fungieren wir als Ansprechpartner und Schnittstelle zwischen den Einrichtungen und den Hilfeleistungsorganisationen. Gleichzeitig arbeiten wir stetig an der Weiterentwicklung des Projektes. Portrait Neele Schwiderski und Nele Schütt Was bedeutet es für Sie, dieses Engagement mit Kindern und Jugendlichen zu teilen? Besonders wichtig ist es uns, Kinder für das Ehrenamt zu begeistern und ihre Kompetenzen zu steigern. Wir möchten Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten außerhalb der medialen Welt aufzeigen und sie für wertvolle soziale und persönliche Erfahrungen begeistern. Da wir beide selbst ehrenamtlich tätig sind, ist es uns ein Anliegen, unser Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Wie ist die Idee zum Blaulichtprojekt entstanden? Der Brand in einem Kindergarten in Bokhorst war ein entscheidendes Ereignis. Es brachte Kirsten Voß-Rahe auf die Idee, Kinder ans Ehrenamt heranzuführen und ihnen die Bedeutung von Hilfeleistungen nahezubringen. Dies entwickelte sich schließlich zu einem umfassenden Pilotprojekt, bei dem alle Hilfeleistungsorganisationen aus dem Kreis Plön beteiligt sind. Welche Lücken oder Probleme im Ehrenamt möchten Sie damit schließen? Mit unserem Projekt möchten wir den Nachwuchsmangel angehen, der in vielen Bereichen ein großes Problem darstellt. Insbesondere im Ehrenamt ist es wichtig, frühzeitig die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft zu erreichen und ihnen die Bedeutung und den Wert des Ehrenamts zu vermitteln. Indem wir Kinder und Jugendliche für ehrenamtliche Tätigkeiten begeistern, hoffen wir, langfristig auch der Gewalt gegen Einsatzkräfte entgegenzuwirken und eine positive Einstellung gegenüber Helfern in der Gesellschaft zu fördern. Was macht das Blaulichtprojekt besonders im Vergleich zu anderen Initiativen? Wir vereinen verschiedene Organisationen in einem gemeinsamen Projekt. Dies fördert die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Beteiligten und maximiert die Reichweite und Wirkung unserer Initiative. Unsere pädagogische Ausbildung ermöglicht es uns, den Entwicklungsstand und die Bedürfnisse der Kinder optimal zu berücksichtigen und unsere Inhalte auf kindgerechte Weise zu vermitteln. Wir legen großen Wert darauf, unser Konzept an die jeweilige Altersstufe anzupassen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Unser übergeordnetes Ziel ist es, Kinder zu handlungsfähigen Erwachsenen zu schulen, die in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen und positiv zur Gesellschaft beizutragen. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den kooperierenden Organisationen THW, Johanniter, ASB, Freiwillige Feuerwehr, DRK und DLRG? Die Blaulichtorganisationen unterstützen uns aktiv bei der Durchführung der Termine. Sie begleiten uns mit Einsatzfahrzeugen und zeigen diese den Kindern, was stets für große Begeisterung sorgt. Darüber hinaus unterstützen sie uns mit der Bereitstellung von Materialien und teilen ihr umfangreiches Fachwissen mit uns. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es uns, den Kindern und Jugendlichen einen praxisnahen Einblick in die Arbeit der Hilfsorganisationen zu geben und das Projekt erfolgreich umzusetzen. Wie läuft die organisatorische Abstimmung zwischen den Beteiligten ab? Gibt es feste Strukturen oder regelmäßige Treffen? Die organisatorische Abstimmung zwischen den Beteiligten erfolgt durch regelmäßige Treffen mit allen beteiligten Organisationen. Diese Zusammenkünfte ermöglichen einen direkten Austausch und die Planung gemeinsamer Aktivitäten. Die Terminabsprachen erfolgen hauptsächlich telefonisch oder per Mail. Für die Zusammenarbeit haben wir feste Ansprechpersonen der einzelnen Organisationen bestimmt. Mit diesen koordinieren wir die Termine und stellen sicher, dass alle Beteiligten gut informiert und eingebunden sind. Was waren bisher die größten Erfolge des Projekts? Einer der größten Meilensteine war der Gewinn des ersten Platzes bei der Auszeichnung Helfende Hand. Diese Anerkennung bestätigt uns in unserer Arbeit und motiviert uns, weiterzumachen. Ein weiteres bedeutendes Highlight ist die Fortführung des Projekts nach zwei Jahren „Probezeit“. Die positive Resonanz und die Erfolge der ersten beiden Jahre haben uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gab es Herausforderungen bei der Umsetzung, und wie haben Sie diese gemeistert? Zu Beginn standen wir vor der Aufgabe, das Projekt in der breiten Öffentlichkeit und bei den relevanten Zielgruppen bekannt zu machen. Es war entscheidend, möglichst viele Bildungseinrichtungen zu erreichen und für das Projekt zu begeistern. Um diese Herausforderung zu meistern, haben wir uns mit den Schulen und Kindergärten in Verbindung gesetzt, um unser Projekt vorzustellen und Kooperationen anzuregen. Weitergehend haben wir einen Flyer entwickelt und diesen allen Bildungseinrichtung im Kreis zukommen lassen. Außerdem haben wir uns auf Mund-zu-Mund-Propaganda verlassen. Die positive Resonanz und das Engagement der Teilnehmer haben dazu beigetragen, dass sich unser Projekt schnell herumgesprochen hat. Welche konkreten Schritte möchten Sie in der Zukunft unternehmen, um das Projekt weiter auszubauen? In der Zukunft möchten wir mehrere konkrete Schritte unternehmen, um das Blaulichtprojekt weiter auszubauen. Ein wichtiger Aspekt ist, mehr Schulen ins Boot zu holen und sie aktiv in unser Projekt einzubinden. Durch die Zusammenarbeit mit Schulen können wir eine größere Anzahl von Kindern und Jugendlichen erreichen und ihnen die Bedeutung des Ehrenamts näherbringen. Darüber hinaus planen wir, unser Konzept stetig zu überarbeiten und weiterzuentwickeln, um die Kinder bestmöglich zu erreichen. Indem wir regelmäßig Feedback einholen und unsere Methoden anpassen, stellen wir sicher, dass unser Projekt stets den aktuellen Bedürfnissen und Interessen der Kinder entspricht. Welche Unterstützung wünschen Sie sich dabei? Für die Zukunft wünschen wir uns vor allem die Unterstützung der Schulen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Bildungseinrichtungen ermöglicht es uns, mehr Kinder und Jugendliche zu erreichen und sie für das Ehrenamt zu begeistern. Außerdem ist uns die weitere gute Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen sehr wichtig. Ihre Unterstützung und ihr Fachwissen sind entscheidend für den Erfolg unseres Projekts. Diese beiden Säulen – die Unterstützung der Schulen und die enge Kooperation mit den Hilfsorganisationen – sind essenziell, um unser Projekt weiterhin erfolgreich umzusetzen. Was möchten Sie Kindern, Eltern und potenziellen Unterstützern noch mit auf den Weg geben? Nicht wegschauen! Es ist wichtig, dass wir alle, egal wie, helfen. Jeder Beitrag zählt und kann einen positiven Unterschied in unserer Gemeinschaft machen. Wir möchten zeigen, wie wichtig und sinnvoll ehrenamtliche Arbeit ist. Gemeinsam können wir viel erreichen und eine bessere Zukunft für uns alle schaffen. Engagiert euch, denn euer Einsatz ist wertvoll und wird gebraucht. Das Blaulichtprojekt Kreis Plön beweist, dass frühe Einblicke ins Ehrenamt nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch langfristiges Engagement fördern können. Durch praxisnahe Erfahrungen und enge Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen schafft das Projekt nachhaltige Begeisterung – und leistet damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.weiterlesen -
Vier Fragen an Ralph Tiesler, Präsident des BBK
Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, sind eine große Unterstützung für die Gesellschaft: Man findet sie als Trainerinnen und Trainer in Sportvereinen oder als Organisatorinnen und Organisatoren von Kulturveranstaltungen. Sie arbeiten mit Geflüchteten oder helfen Menschen ohne festen Wohnsitz. Sie kümmern sich aber auch um unsere Sicherheit, löschen Feuer und versorgen Verletzte. Über die Bedeutung des Ehrenamts haben wir mit Ralph Tiesler, dem Präsidenten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gesprochen. Wie wichtig sind die ehrenamtlich Engagierten im Bevölkerungsschutz in Deutschland? „Unfälle und Katastrophen können sich jederzeit ereignen. Ihre Auswirkungen können jeden Menschen und jedes Gemeinwesen treffen. In Deutschland sind in diesen Schadenslagen viele Ehrenamtliche mit dabei, über 90% aller Einsätze werden durch sie getragen. Damit sind sie maßgeblich an der Gewährleistung unser aller Sicherheit beteiligt. Das gilt auch für den Zivilschutz, also den Schutz der Bevölkerung im Spannungs- und Verteidigungsfall.“ Und in welchen Bereichen kommen Ehrenamtliche zum Einsatz? „Zum Beispiel rücken sie bei Verkehrsunfällen an. Sie verstärken Deiche, retten Menschen aus ihren Häusern oder sichern Gebäude bei Hochwasserereignissen. Die technische Hilfe, wie z.B. die Notstromversorgung von Krankenhäusern oder der Aufbau von Brücken, zählt auch zu ihren Aufgaben. Es muss jedoch nicht immer der Blaulichteinsatz sein: Tausende von ehrenamtlichen Schwimmtrainerinnen, Ausbildern in der Ersten-Hilfe, Statisten bei Übungen oder Administratorinnen vor dem PC spielen eine ebenso wichtige Rolle.“ Und wenn man sich nun im Bevölkerungsschutz ehrenamtlich engagieren möchte? Wie geht das? „Auf unserer Kampagnenwebseite stellen sich alle Organisationen vor. Dadurch bekommt man einen Einblick in die vielen unterschiedlichen Tätigkeiten. Im Sommer haben wir eine interaktive Deutschlandkarte veröffentlicht. Interessierte können nun über eine einfache Postleitzahlsuche schauen, wo sie sich in ihrer Nähe engagieren können und direkt Kontakt aufnehmen. Einfach anrufen oder E-Mail schreiben, hingehen und mitmachen.“ Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, dass sich möglichst viele Menschen ehrenamtlich engagieren? „Oh, die Liste ist ziemlich lang. Zum einen stellt uns der Klimawandel oder auch die veränderte Sicherheitslage vor große Herausforderungen. Der Staat kann die Vorsorge und den Schutz von Millionen Menschen nicht ausschließlich durch hauptamtliches Personal leisten. Unser Hilfeleistungssystem baut auf starker Partnerschaft zwischen Staat und Gesellschaft auf. Zum anderen ist es aus individueller Sicht sinnvoll, sich zu engagieren. Man lernt dadurch, wie man sich und anderen helfen kann. Ehrenamtliche gestalten unsere Gesellschaft. Ihr Engagement hält uns als Gesellschaft zusammen.“weiterlesen -
16 Auszeichnungen bei der 16. Helfenden Hand
„Langsam wird die Helfende Hand volljährig“ – so ordnete Bundesministerin Nancy Faeser die lange Tradition der nun 16. Verleihung des Förderpreises „Helfende Hand“ ein. Dieser wurde 2009 ins Leben gerufen, um das ehrenamtliche Engagement im Bevölkerungsschutz auszuzeichnen. Eine Tradition, die auch dieses Mal mehr war, als eine Preisverleihung. Denn der persönliche Austausch zwischen den Nominierten und den Köpfen der Hilfsorganisationen über Projekte und Ideen bildete auch in diesem Jahr den lebendigen Rahmen der Gala im Dienstgebäude des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI). Mit an die 120 Teilnehmenden war der Saal prall gefüllt, als das Berliner Trio „Stand Arts“ mit einem Stil-Mix von Bossa Nova bis zu Chanson den festlichen Part begleitete – ein musikalischer Spiegel der Vielfalt des Ehrenamts im Bevölkerungsschutz. Moderatorin Susanne Schöne konnte bereits in ihrer Begrüßung einen Rekord vermelden: Mit 640 Einreichungen haben sich in diesem Jahr mehr Projekte um einen der Preise beworben als je zuvor. Das bedeutete zunächst viel Arbeit für die Jury, die die schwierige Aufgabe zu bewältigen hatte, würdige Nominierte und schließlich Preisträger auszuwählen. Vor allem bedeutete es aber für die anwesenden Nominierten im Saal, bereits Hunderte anderer Bewerbungen hinter sich gelassen zu haben, so dass sich, wie es Susanne Schöne einordnete, alle, die es nach Berlin geschafft haben, bereits vor der Verleihung als Siegerprojekte verstehen konnten. Gastgeberin Nancy Faeser erinnerte an die gestiegene Bedeutung des Bevölkerungsschutzes in Deutschland, getrieben von Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutschen als Folgen der Klimakrise auf der einen Seite und Krieg mitten in Europa auf der anderen. Dieser möge allen eine Mahnung sein, „unser Land resilienter zu machen“. „Wir haben uns zu sicher gefühlt“, fasste die Bundesministerin die Bedrohungslage zusammen. „Auch unsere starke Gesellschaft ist verwundbar“. Um dem entgegen zu wirken, wurden etwa im Bereich des Warnsystems erhebliche Investitionen getätigt, doch auch unmittelbare Verbesserungen für die zahlreichen Ehrenamtlichen seien notwendig. Dies wurde etwa durch Berücksichtigung bei Rentenansprüchen, aber auch durch Strafverschärfungen für Angriffe auf Helferinnen und Helfer bereits umgesetzt. Auch der jährliche Bevölkerungsschutztag sowie das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz, getragen von diversen Akteuren auf Bundes- und Landesebene, sind in den Augen der Bundesministerin Beispiele für die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes. Erfolgsfaktor Kooperation Das Kooperationsprinzip verschiedener Organisationen, wie sie das Kompetenzzentrum auszeichnet, bildete in der Folge auch den roten Faden für viele Projekte, die mit der Helfenden Hand ausgezeichnet wurden. So wurden auffällig viele Projekte von mehreren Akteuren gemeinsam aufgesetzt. Dabei reichten einige Partnerschaften über den Kreis der klassischen Hilfsorganisationen hinaus. So ging der Dritte Platz in der Kategorie „Innovative Konzepte“ an das Projekt „Notläuten“, wo das Glockenläuten von sechs evangelischen und katholischen Kirchen Lücken im lokalen Sirenennetz füllt und so hilft, im Ernstfall die Bevölkerung auf eine Sondersituation aufmerksam zu machen. Möglich wurde das durch die kreative Kooperation des örtlichen Katastrophenschutzes mit den Kirchengemeinden. Im Kreis Plön haben sich gleich sechs Organisationen (ASB, DLRG, DRK, FFW, JUH und THW) zusammengetan, um Kita- und Schulkindern die Arbeit in Blaulichtorganisationen nahezubringen. So konnten sie den Kindern und Jugendlichen lebensnahe Erfahrungen vermitteln, individuell zugeschnitten auf die jeweilige Bildungseinrichtung, vom Teddykrankenhaus bis zum Pflasterführerschein. Lohn der Arbeit für das „Blaulichtprojekt“ war eine Vielzahl von Interessenten für den Einstieg ins Ehrenamt – und der erste Platz in der Kategorie „Nachwuchsarbeit“. Auch der Sieger in der Kategorie „Unterstützung des Ehrenamtes“ hat ein breites Netzwerk eingebunden: Die Servicestelle Ehrenamt beim Landratsamt Würzburg hat für ihre Zusammenarbeit mit ASB, DLRG, DRK, FFW, JUH, MHD, THW und anderen den markanten Namen „FEEL FR.E.E.“ ersonnen, um den Leitsatz von freiwillig, ehrenamtlich und engagiert zusammenzufassen. Das Projekt hat bisher 570 junge Menschen motivieren können, während eines Schuljahres in die Strukturen und Arbeitsweisen im ehrenamtlichen Bevölkerungsschutz hineinzuschnuppern. Ein neues Bild boten auch die Gewinner des Dritten Preises in der Kategorie „Unterstützung des Ehrenamtes“. Denn die Reservistenkameradschaft Dormagen nahm ihren Preis für ihr Engagement beim Deichschutz im Bundeswehr-Feldanzug entgegen. Eine Motivation für Ehrenamtler jenseits der klassischen Organisationen im Zivil- und Katastrophenschutz, sich um die Helfende Hand zu bewerben. Auch der Publikumspreis, über den nicht die Jury, sondern über die Website abgegebene Stimmen entschieden haben, ging an ein Gemeinschaftsprojekt: den „Aktionstag Katastrophenschutz“ an 40 Schulen, getragen von ASB, DFV/FFW, DLRG, DRK, JUH, MHD und THW. Auf der Bühne lüfteten die froh gestimmten Organisatoren das Geheimnis ihres Erfolges – sie hätten für diesen Erfolg um Stimmen aus ganz Baden-Württemberg geworben. Den Abschluss des Festaktes bildete der für viele vielleicht wichtigste Teil: Der persönliche Austausch von Projekt zu Projekt, um sich inspirieren zu lassen und Verbindungen über Regionen und Organisationen hinweg zu knüpfen. So wurden teilweise schon erste Projektideen für die nächste Helfende Hand diskutiert. Eine Beschreibung aller ausgezeichneten Projekte findet sich hier.weiterlesen -
Ehrenamt gegen Einsamkeit im Alter? Im Interview mit Frank Twardy
Heute sprechen wir mit Frank Twardy. Er engagiert sich seit 2017 ehrenamtlich bei den Maltesern. Im Gespräch erzählt uns der 58-Jährige, wie er zu den Maltesern gefunden hat, wie die Zusammenarbeit zwischen jüngeren und älteren Kameraden funktioniert, warum das Ehrenamt ihn an Rock‘n’Roll erinnert und wie es vielleicht vor Einsamkeit im Alter schützen kann. Herr Twardy, vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit nehmen, mit uns zu sprechen. Wir beginnen einmal am Anfang, wie sind Sie zu den Maltesern gekommen? Hallo! Ich bin jetzt seit 24 Jahren beim Malteser Hilfsdienst. Davon aber nicht die ganze Zeit in der aktiven Tätigkeit, sondern als passives Mitglied, sozusagen als Fördermitglied. Und wie ich zu den Maltesern gekommen bin? Daran waren hauptsächlich meine Eltern beteiligt. Mein Vater war zu Lebzeiten auch aktives Mitglied im Katastrophenschutz. Auch bei den Maltesern. Er nahm mich, sofern möglich, öfters mal zu seinen Einsatztätigkeiten mit. Also Sie sind seit 24 Jahren bei den Maltesern, aber seit wann als aktives Mitglied tätig? Seit 2017, nachdem beide Elternteile verstorben waren. Ich war dann im Besuchsdienst für die Malteser unterwegs, also um einsamen Menschen zur Seite zu stehen. Älteren Menschen, die vielleicht keine Angehörigen mehr haben. Mit denen bin ich rausgegangen und wir haben uns unterhalten. Ich habe sie dann aus dem Heim abgeholt. Eine Dame zum Beispiel konnte nicht mehr eigenständig raus, weil sie nicht mehr mobil war. Und sofern das Wetter einigermaßen warm war, haben wir den Rollstuhl gepackt und sind zum Tegeler See gelaufen, um ein bisschen spazieren zu gehen und haben uns dabei unterhalten. Die Dame ist dann allerdings mit 93 Jahren verstorben. Sie war zu Corona-Zeiten im Heim und das war auch nicht so einfach. Die Heime wurden ja dann auch quasi abgeriegelt. Und dann habe ich für mich überlegt: möchtest du den Besuchsdienst weitermachen? Oder vielleicht auch noch einmal neue Themen kennenlernen? Weil mich medizinische Dinge interessieren, technische Dinge und die sozialen Bereiche. Malteser sein ist eben nicht nur Blaulicht, sondern hat verschiedene Komponenten. Und so bin ich beim Betreuungsdienst gelandet. Beim Betreuungsdienst geht es um die Betreuung von Verunfallten am Einsatzort. Und um die Versorgung der Hilfskräfte, die Feuerwehr, die Polizei und die anderen Hilfsdienste. Man ist eine Schnittstelle. Was bedeutet das genau? Die Versorgung der Hilfskräfte? Versorgung der Hilfskräfte bedeutet dann gegebenenfalls zum leiblichen Wohl auch eine Mahlzeit aushändigen zu können, Getränke bereitzustellen, Tee oder warme Suppe zu bringen, wenn es erforderlich ist. Wenn man sieht: Hier geht es nicht um eine Stunde Tätigkeit von Einsatzkräften, sondern um einen wesentlichen längeren Zeitraum. Was ist für Sie das Beste an der ehrenamtlichen Arbeit? Wie kann man das am besten beschreiben? Es ist eine Kombination von vielen Dingen. Also erst mal vielleicht den eigenen Interessen nachgehen zu können, aber auch helfen zu können, wenn man gebraucht wird. Man hat außerdem die Möglichkeit, flexibel zu sein. Ehrenamt bedeutet nicht: Du musst helfen. Du musst an allen Veranstaltungen oder an allen Einsätzen teilnehmen. Sondern man kann. Jeder hilft, wie er es kann. Man kann ohne Einsatz finanzieller Mittel einen Teil von sich mit einbringen ganz nach seinen persönlichen Fähigkeiten und Interessen. Man kann dazulernen, von anderen oder aus den Einsätzen und Erlebnissen. Man kann aber auch an Weiterbildungen teilnehmen – auch einfach digital. Ich wollte auch einer Tätigkeit mit christlich-menschlichem Hintergrund nachkommen. Und die Malteser sind ja eine christliche Organisation. Was sonst noch zählt? Teamgeist. Menschlichkeit. Gemeinsamkeit. Neue Herausforderungen. Neue Themen kennenzulernen. Miteinander zu üben, zu trainieren. Also tatsächlich auch das Kollegiale? Einerseits der Aspekt der neuen Herausforderung und Weiterbildungsmöglichkeiten, andererseits aber auch der der Aspekt des Gemeinsamen? Absolut. Ich sag es mal so: Das Ehrenamt verbindet. Man hat gleiche Ziele trotz oftmals sehr unterschiedlicher Persönlichkeiten. Das macht es spannend. Niemals allein zu sein, das sagt schon der Leitsatz der Malteser aus: „Weil Nähe zählt“. Man hilft sich untereinander und nicht nur sich selber, sondern man ist auch für die Gesellschaft da. Und in welchen Situationen merkt man bei den Maltesern den Zusammenhalt am meisten? Zuallererst bei den realen Einsätzen. Da guckt man zuerst: wie kann man helfen? Was ist die Situation? Welche Ressourcen sind da? Welche Ressourcen sind schon gebunden? Wer ist überhaupt verfügbar? Da denke ich schon, dass das eine große Hilfe untereinander und Bereitschaft erfordert. Außerdem finden regelmäßig Gruppenabende statt, wo ein Austausch und ein Miteinander stattfindet. Hier redet man natürlich viel über die ehrenamtliche Arbeit, aber auch über Privates. Es finden gemeinsame Veranstaltungen statt, also auch zu besonderen Anlässen. Ein Jubiläum zum Beispiel. Eine Weihnachtsfeier gibt es auch, mit einer entsprechenden christlichen Messe dazu, da kommen alle zusammen. Auch gibt es eine Jahresauftaktveranstaltung mit Anwesenheit des Bischofs von Berlin. Es gibt viele Möglichkeiten, wo man nicht alleine sein muss und Anschluss findet. Und wenn es einer Person nicht gut geht im Team, ist man dann füreinander da? Ja. Bei mir war es zum Beispiel mal eine Situation, wo aus meinem Bekanntenkreis Hilfe benötigt worden ist. Ich wusste auch zu dem Zeitpunkt nicht, wie ich helfen konnte und habe dann aber meine Malteser-Kontakte nutzen können und gefragt: Hey, wer könnte da helfen oder Anlaufstellen benennen. Und die haben mich dann unterstützt. Das ist toll, diese Vernetzung. Und man steht wirklich nicht alleine da. Im Ehrenamt kommen ja viele unterschiedlichen Menschen zusammen, auch viele Menschen unterschiedlichen Alters. Bei den Maltesern gibt es ja jüngere und ältere Kollegen – wie erleben Sie den Umgang miteinander bei den Maltesern? Im Rahmen meiner beruflichen Ausbildung habe ich es so kennengelernt, dass die Jüngeren und Älteren miteinander zusammen tätig sein können. Ich verbinde das so ein bisschen mit der Musikszene. Ich spreche jetzt mal nicht von „den Älteren“, sondern von den „Stars“. Die nehmen die Newcomer mit auf die Bühne ins Vorprogramm oder ins Mittelprogramm, um den Newcomern die Möglichkeit zu geben, weiterzukommen. So ist das bei den Maltesern auch ein bisschen. Auch das Umfeld ist etwas wie Musik, wie Rock ’n‘ Roll: von total entspannt, relaxed gemeinsam einen Dienstagabend verbringen bis hin zu Rock ’n‘ Roll in einem Einsatz, wo jeder gefordert ist. So kann man das ungefähr darstellen. Wenn man einen Einsatz hat, dann ist man ja meistens nicht alleine unterwegs. Wie viele sind dann ungefähr immer im Einsatz? Das ist ganz unterschiedlich. In der Regel fährt man mindestens zu zweit. Das hängt aber von den Diensten ab – was gefordert wird in den Diensten. Also wenn man jetzt Großveranstaltungen nimmt, da werden ja auch nicht nur die Malteser angefragt, sondern eigentlich alle Hilfsorganisationen, die verfügbar sind. Zum Beispiel zur Europameisterschaft werden dann alle Kräfte gebeten, sofern möglich, zu helfen. Da findet auch ein großes Miteinander statt, weil man sich gemeinsam organisieren muss. Das klappt aber auch immer gut. Wie ist so ungefähr die Altersspanne unter den Kameraden und Kameradinnen mit denen Sie öfter zusammenarbeiten? Das ist hochinteressant, weil es bei Maltesern ja schon die Möglichkeiten gibt, mit 16/17 Jahren als Schulsanitäter dabei zu sein. Für bestimmte Tätigkeiten muss natürlich die Volljährigkeit gegeben sein. Und von da ist alles möglich: von 18 bis ca. 65 – das ist ein breites Spektrum. Sie sagten gerade, dass ihre Zusammenarbeit so wie Rock ’n‘ Roll ist. Die Stars nehmen die Newcomer mit auf die Bühne. Ist das so, dass die Jüngeren von den Älteren lernen? Oder ist es manchmal sogar umgekehrt? Es ist auch umgekehrt. Deswegen wollte ich auch bewusst nicht von den Älteren sprechen, sondern eher von den Stars, weil ich ja vielleicht persönlich älter bin, aber auch von den Jüngeren lerne. Und Jüngere können wiederrum vielleicht andere Dinge von Älteren für sich mitnehmen oder Erfahrung sammeln. Also es ist auch keinesfalls eine Einseitigkeit. Werden ältere Kollegen anders eingesetzt als jüngere oder übernehmen andere Tätigkeiten? Man hat schon die Möglichkeit, auch Tätigkeiten zu wählen, die körperlich und mental etwas weniger fordernd sind als zum Beispiel die Notfallrettung. Beispielsweise im Betreuungsdienst, wo man sich dann eher zwischen der Situation und den Einsatzkräften befindet. Im Betreuungsdienst und im Besuchsdienst kann man zum Beispiel noch gut mit 65 helfen, oder auch in der Nachbarschaftshilfe oder der Flüchtlingshilfe. Wann denken Sie, ist man zu alt fürs Ehrenamt? Ich denke, da gibt es keine Altersgrenze. Das liegt allein an der persönlichen Einschätzung – wie jung man im Herzen geblieben ist. Und wie lange man es selbst körperlich und mental machen kann und möchte. Gerade sind Sie noch berufstätig. Was machen Sie beruflich? Ich bin Bankkaufmann. Also eine ganz andere Richtung. Gerade bei Menschen, die in Rente gehen, entsteht ja auch eine Lücke. So dass dann vielleicht auch der Wunsch aufkommt, die neue freie Zeit irgendwie sinnvoll zu nutzen. Haben Sie sowas schon mal in Ihrem Umfeld erlebt? Ich kann eigentlich nur für mich selbst sagen: Ja, das ist ein Thema, das einem durch den Kopf geht. Man denkt, wenn du eines Tages vielleicht nicht mehr 110 % in deinem Hauptberuf unterwegs sein musst, hat man ja in der Lebensphase mehr Zeit zur Verfügung. Und wie kann man die sinnvoll nutzen? Das ist durchaus ein Thema, das ich mir auch persönlich überlegt habe und wo ich denke: ja, das Ehrenamt ist eine sinnvolle Aufgabe – aus Interesse und Freude an der Sache heraus. Das wird vermutlich auch nicht 100 % meiner Zeit einnehmen, wenn man vielleicht auch noch ein anderes Hobby hat oder Ähnliches. Aber es ist durchaus denkbar für mich, dass es dann auch später weiterhin einen größeren Teil einnimmt. Das ist gut vorstellbar. Wenn Menschen in Rente gehen oder sich später in einem Pflegeheim befinden, sind leider viele von Einsamkeit betroffen. Insbesondere, wenn durch den Wegfall des Berufs teilweise auch die sozialen Kontakte schwinden. Möglicherweise sind auch die Kinder aus dem Haus. Glauben Sie, dass ein Ehrenamt gegen Einsamkeit helfen kann? Ja, bestimmt. Ich glaube, wenn man Freude selber schenken kann, kommt auch eine gewisse Freude zurück. Ich habe neulich in den Öffis durch Zufall mit einer älteren Dame gesprochen. Sie hatte mich angesprochen und erzählt, dass sie voll ausgebildete Stationsschwester sei. Und vor drei Jahren sei ihr Mann verstorben. Und ich habe sie dann gefragt, wenn sie die Ausbildung hat, hätte sie dann nicht Lust irgendwo was zu machen im Bereich Unterstützung? Dann sagte sie mir: das ist vielleicht gar kein schlechter Gedanke. Wir haben vorhin schon mal kurz darüber gesprochen, dass das Ehrenamt sehr viele unterschiedliche Menschen zusammenbringt, Jüngere, Ältere, aber auch völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Denken Sie also, dass das möglicherweise auch Konflikte hervorruft? Oder dass es auch ein Vorteil sein kann, dass das man Menschen kennenlernt, die man sonst nicht kennengelernt hat? Auf jeden Fall. Das ist doch total spannend, Menschen kennenzulernen, die vielleicht auch anders ticken. Was die Hobbys und Interessen angeht, gibt es da ganz unterschiedliche Richtungen, zum Beispiel IT oder Wassersport. Und auch Berufe: Von Elektro zu Projektarbeiten, IT-Projekte bis Bildungswesen, Kinder, Schule gibt’s da alles – total unterschiedlicher Natur. Man sieht, dass in der gesamten Gesellschaft nicht überall alles rund läuft. Dass es überall Ecken und Kanten, Probleme und Hürden zu meistern gibt. Und da sieht man: jede Branche hat ihre Besonderheiten, aber irgendwo auch Ähnlichkeiten. Wenn ich jetzt bei den Maltesern mitmachen möchte, wie läuft das ab? Wo kann ich mich informieren, wo kann ich mich melden, mit wem kann ich sprechen? Man kann zum Beispiel bei den Geschäftsstellen, auch der Hauptgeschäftsstelle anrufen und nachfragen. Beispielsweise beim Referat Ehrenamt. Es gibt auch Informationsbroschüren dazu, welche Bereiche es alles gibt, wo man sich vielleicht vorab mal informieren kann. Im Web kann man sich die Malteser-Seite angucken: Was wird eigentlich gemacht? Wir machen ja wie gesagt alles vom Schuldienst bis zur Hundestaffel. Es ist so viel möglich von Flüchtlingshilfe, Betreuungsdiensten, Besuchsdienst, Nachbarschaftshilfe, Integration bis hin zu Hospiz. Und man ist auch nicht festgelegt, dass man sagt: ich gehe in einen Bereich für immer und ewig und dann ist man da festgenagelt. Nein, man hat auch die Möglichkeit zu sagen: jetzt möchte ich auch mal was anderes machen. Und ein Ehrenamt lässt sich ja auch sehr flexibel handhaben. Das heißt ja nicht, man muss jetzt soundso viele Stunden im Monat in einem Jahr machen, sondern jeder so wie er kann und möchte. Was jeder bereit ist zu geben von seiner Zeit.weiterlesen